<![CDATA[Cornelia Hotz - BLOG]]>Sat, 18 Jan 2025 19:16:39 +0100Weebly<![CDATA[Psychologische Sicherheit]]>Wed, 08 Jan 2025 13:15:56 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/psychologische-sicherheitPSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT

DIE SUPERKRAFT ERFOLGREICHER TEAMS

Herausforderungen der neuen Arbeitswelt
Der Mensch ist und bleibt das wichtigste Kapital jedes Unternehmens. Doch viele Arbeitnehmende kämpfen mit den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt. Die im Zuge der Digitalisierung gewonnenen Freiheiten stellen hohe Ansprüche an unsere Eigenverantwortung. In der ständigen Erreichbarkeit und Verfügbarkeit liegt die Gefahr der Überlastung, unter der viele Mitarbeitende leiden. Studien zeigen, dass die Anzahl an Burnouts und anderen psychisch bedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz in den letzten Jahren massiv zugenommen haben. Die für die Mitarbeitenden aber auch für die Unternehmen aus den enormen Fehlzeiten resultierenden Nachteile haben die betriebliche Gesundheitsfürsorge in den letzten Jahren in den Fokus gerückt.
 
Risikofaktor Arbeitsklima
Bei einem Vollzeitpensum verbringen wir pro Jahr über 1800 Stunden am Arbeitsplatz. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen, gesünder und leistungsfähiger sind und somit auch weniger Fehlzeiten aufweisen. Sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Unklare Zuständigkeiten, eine schlechte Kommunikation, Konflikte oder Mobbing beeinträchtigen das Betriebsklima und gehören nebst einer hohen Arbeitsbelastung zu den gravierendsten Stressoren am Arbeitsplatz. Obschon der Arbeitgeber von Gesetzes wegen verpflichtet ist, die Integrität und das Wohl seiner Mitarbeitenden zu schützen, vergiften ungeklärte Konflikte und Mobbing in vielen Betrieben das Arbeitsklima. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit der Mitarbeitenden aus, sondern hat auch einen ungünstigen Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit.
 
Sicherheit als Grundbedürfnis
Seit Urzeiten streben wir Menschen nach Sicherheit. Dazu gehört nicht nur das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und existenzieller Sicherheit, sondern auch der Wunsch nach psychologischer Sicherheit. Sich emotional sicher zu fühlen bedeutet, in einem sozialen Umfeld eingebunden zu sein, das auf Wertschätzung, Respekt und Wohlwollen basiert. Sichere Beziehungen sind elementar für unser Wohlbefinden - sei es im privaten oder beruflichen Umfeld. Denn wir alle streben von Kindheit an nach Zugehörigkeit, die Urangst vor Ablehnung ist in jedem Menschen verankert. Im Arbeitskontext beschreibt psychologische Sicherheit ein Betriebsklima, in welchem Mitarbeitende ihre eigene Meinung äussern und Fehler machen dürfen ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Wenn wir uns sicher fühlen, wagen wir zwischenmenschliche Risiken, indem wir eine abweichende Meinung vertreten, Fehler eingestehen oder andere um Unterstützung bitten. Doch wie lässt sich in der Praxis eine Arbeitsatmosphäre erschaffen, in der sich die Mitarbeitenden psychologisch sicher fühlen?
 
Säulen eines sicheren Arbeitsklimas
Die wichtigste Säule psychologischer Sicherheit ist eine Kultur der Zugehörigkeit, die sich durch das Gefühl der Verbundenheit manifestiert. Dies setzt voraus, dass sich die Mitarbeitenden mit Wohlwollen, d.h. mit einer freundlichen Gesinnung, begegnen. Nicht nur für sich selber, sondern auch für alle anderen das Beste zu wollen, rückt den Teamgedanken ins Zentrum. Nur wenn sich alle ungeachtet ihrer Persönlichkeit, Herkunft oder Position mit einer respektvollen Haltung begegnen, ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich. Denn jeder Mitarbeitende möchte ungeachtet seiner Position gesehen, ernst genommen sowie gleichwertig behandelt werden. Psychologische Sicherheit setzt zudem eine offene und transparente Kommunikation sowie soziale Sensibilität voraus. Mitarbeitende brauchen nicht nur Zeit und Gelegenheit für fachliche Gespräche, sondern auch für einen persönlichen Austausch. Um Unterstützung zu fragen und anderen Unterstützung anzubieten, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor eines sicheren Arbeitsklimas. Können Mitarbeitende darauf vertrauen, dass sie im Fall von auftretenden Problemen im Team Hilfe erhalten, erhöht dies ihre psychologische Sicherheit. Eine sichere Atmosphäre zu schaffen bedeutet jedoch nicht, immer nett zueinander zu sein, sondern sich als Team herauszufordern und mit Hilfe einer positiven Fehlerkultur sowie einer konstruktiven Konfliktkultur weiterzuentwickeln. 
 
Psychologische Sicherheit ist Gesundheitsprävention
Wenn wir uns am Arbeitsplatz sicher aufgehoben fühlen und mit unserer Meinung gehört werden, fühlen wir uns wohler. Psychologische Sicherheit erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit und ist gleichzeitig auch Gesundheitsprävention. Kann doch ein angstvolles Arbeitsklima, in welchem sich der Mitarbeitende nicht traut, offen über Missstände oder Fehler zu sprechen, der Gesundheit schaden. In psychologisch sicheren Arbeitskulturen sind die Mitarbeitenden aber nicht nur zufriedener und gesünder, sondern gleichzeitig auch motivierter und leistungsfähiger. Denn in einer sicheren Umgebung fühlt sich jeder motiviert, sein Bestes zu geben. 
 
Sicherheit als Basis jeder erfolgreichen Teamarbeit
Unternehmen sehen sich heutzutage mit dem Dilemma konfrontiert, dass sie Flexibilität brauchen, während der Einzelne nach Beständigkeit strebt. Psychologische Sicherheit entscheidet darüber, ob dieser Balanceakt gelingt. Ein sicheres Betriebsklima ist nicht nur der Schlüssel zur Verbesserung des individuellen Wohlbefindens am Arbeitsplatz, sondern auch die Basis jeder erfolgreichen Teamarbeit. In der neuen Arbeitswelt, in der Innovation über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen entscheidet, reicht es nicht aus, talentierte Menschen einzustellen. Vielmehr muss die Arbeitsumgebung so gestaltet sein, dass die Mitarbeitenden nicht nur ihr Bestes geben können, sondern dies auch tatsächlich wollen. Psychologische Sicherheit gilt heute als der wichtigste Prädiktor für eine gelingende Zusammenarbeit und wirkt sich positiv auf den Teamerfolg aus. Deshalb sollte die Stärkung der psychologischen Sicherheit Bestandteil jeder Organisationsentwicklung sein. 

Cornelia Hotz
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<![CDATA[EMOTIONSREGULATION]]>Sun, 18 Aug 2024 13:06:14 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/emotionsregulationEMOTIONSREGULATION

DER SCHLÜSSEL ZUM WOHLBEFINDEN
Emotionen sind Wegweiser
Gefühle machen unser Leben bunt und beeinflussen unser Wohlbefinden. Wir sind glücklich, wenn wir eine Prüfung bestanden haben. Wir sind traurig, wenn wir verlassen werden. Und wir sind wütend, wenn uns jemand verletzt hat. Die Basis für unsere Emotionen liegt im limbischen System, dem Gefühlszentrum im Gehirn. Über neuronale Netzwerke nimmt dieses Einfluss auf unser Erleben, unser Denken und unser Handeln. Und so beeinflussen unsere Emotionen alle Aspekte unseres Lebens. Sie tragen dazu bei, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und mit ihr interagieren. Gefühle weisen uns aber auch auf innere Spannungszustände und unerfüllte Bedürfnisse hin. Als subjektives Navigationssystem sind Emotionen Wegweiser auf dem Weg zu einem erfüllten Leben.
 
Die Macht der Emotionen
Gefühle sind mächtig. Sie motivieren manche Menschen dazu, die grössten Heldentaten zu vollbringen. Sie können aber auch Auslöser für schlimmes Leid und abscheuliche Verbrechen sein. Natürlich sind uns die angenehmen Emotionen lieber, denn Gefühle wie Freude, Liebe oder Heiterkeit stärken uns. Sie verbessern unsere Stimmung und sorgen für Glücksmomente. Demgegenüber sind Gefühle wie Wut, Angst oder Trauer unangenehme Zeitgenossen und können uns das Leben auf Dauer erschweren. So kann unbewältigte Wut zu hitzigen Streitigkeiten, schlaflosen Nächten und Bauchschmerzen führen. Ein von Ängstlichkeit geprägtes Leben schwächt uns und kann uns daran hindern, neue Lebenserfahrungen zu machen. Und auch Trauer belastet Körper und Psyche, wenn sie nicht überwunden wird. Denn Studien weisen darauf hin, dass viele Krankheiten durch emotionale Altlasten entstehen. Gefühle können aber nicht nur uns selber schaden, sondern auch unseren Beziehungen. Unter dem Einfluss von Zorn, Eifersucht oder Gier sagen oder tun wir vielleicht Dinge, die unsere Mitmenschen verletzen und wir später bereuen. 
 
Warum es keine schlechten Gefühle gibt
Freude belebt, Angst lähmt, Stress schwächt. Wir erleben Gefühle entweder als angenehm oder als unangenehm. Dennoch gibt es keine guten oder schlechten Emotionen, denn alle Gefühlszustände haben ihr Vorteile. So sind unangenehme Gefühle dazu da, uns vor Unheil zu schützen und sichern seit Urzeiten unser Überleben. Angst lässt uns vor Gefahren fliehen, Wut lässt uns kämpfen und Schamgefühl sichert das Einhalten sozialer Regeln und schützt vor dem Ausschluss aus der Gruppe. Auch Gefühle wie Eifersucht oder Neid sind zwar lästig, weisen uns aber auf unglückliche Verstrickungen oder unerfüllte Bedürfnisse hin und erweisen uns so einen guten Dienst. Dass wir unangenehme Emotionen verstärkt wahrnehmen, während die guten Gefühle in der Hektik des Alltags untergehen, ist evolutionär begründet. Denn unangenehme Emotionen erfordern unser Handeln, um unser physisches oder psychisches «Überleben» zu sichern. 
 
Verdrängung und Ablenkung helfen nur kurzfristig
Jeder hat sie, aber niemand will sie. Die Versuchung, unangenehme Gefühle zu unterdrücken, ist gross. Ablenkung ist eine allseits verbreitete Strategie, um unangenehme Emotionen zu verdrängen. Übermässiger Konsum von Netflix und Social Media, Gamen oder ständiges Ausgehen oder Arbeiten sind beliebte Mittel, um vor unangenehmen Emotionen zu flüchten. Manchmal sind es ungünstige Glaubenssätze wie «wütend sein gehört sich nicht» oder «ein richtiger Mann weint nicht», die zur Verdrängung von unangenehmen Gefühlen führen. Oft treten Emotionen aber einfach zum falschen Zeitpunkt auf, wenn man sich der Angst oder dem Ärger nicht stellen kann. Doch wer unangenehme Gefühle dauerhaft unterdrückt, verbraucht unnötige Energie und zahlt langfristig einen hohen Preis. Denn verdrängte Gefühle verschwinden nicht von alleine, sondern gedeihen im Verborgenen, bis sie irgendwann in Form von körperlichen Beschwerden oder psychischen Problemen an die Oberfläche treten. 
 
Warum Betäubung eine gefährliche Strategie ist
Dass der Konsum von Alkohol, Drogen, Medikamenten oder anderen Suchtmitteln eine schlechte Strategie ist, um unangenehme Emotionen zu unterdrücken, ist allgemein bekannt. Und doch greifen viele Menschen in schwierigen Zeiten verstärkt zu Suchtmitteln oder anderen schädlichen Strategien, um ihre Gefühle zu betäuben. Das Feierabendbier ist manchmal zwar wohltuend und lässt einen den Stress des Alltags vergessen, doch wer seine Gefühle regelmässig in Alkohol zu ertränken versucht oder zu anderen Suchtmitteln greift, sieht sich bald mit grösseren Sorgen konfrontiert. Kurzfristig kann uns ein Glas Wein, eine Tafel Schokolade oder eine Shoppingtour zwar durchaus Erleichterung verschaffen, doch auf Dauer sind solche «Dopaminfallen» nicht geeignet, unsere Gefühle zu regulieren.
 
Niemand kann Dir den Frust abnehmen
Weine, schreie oder finde andere geeignete Strategien, um Deine unangenehmen Emotionen zu regulieren, aber verschone andere Menschen vor Deinem Frust. Viele Beziehungen scheitern, weil einer oder beide nicht gelernt haben, unangenehme Gefühle zu regulieren. Während wir uns tagsüber bei der Arbeit noch die Mühe machen, Stress, Druck und Ärger zu unterdrücken, holen uns diese Emotionen spätestens zum Feierabend ein. Natürlich kann uns dann ein gutes Gespräch dabei unterstützen, mit unseren Gefühlen klarzukommen. Doch beklagen wir uns zu Hause ständig über die Intrigen am Arbeitsplatz oder die Ungerechtigkeit der Welt, verstärken wir unsere unangenehmen Gefühle, anstatt sie zu regulieren. Zudem sorgen wir für ein schlechtes Beziehungsklima, denn ständiges Jammern und Klagen vermiest auch dem glücklichsten Gegenüber irgendwann die Stimmung. Noch toxischer ist es, den tagsüber aufgestauten Ärger auf die Partnerin oder den Partner zu projizieren, indem man an seinem Gegenüber herumnörgelt oder gar einen Streit provoziert. Dadurch werden die Emotionen nicht reguliert, sondern auf dysfunktionale Weise verstärkt. Denn wer sich ständig beklagt und vom Schicksal betrogen fühlt, verharrt in der Opferrolle. Chronisches Selbstmitleid macht uns handlungsunfähig und zerstört unsere Beziehungen. Kein anderer Mensch kann Dir Deine unangenehmen Gefühle abnehmen. Du kannst sie nur selber regulieren.
 
Emotionsregulation will gelernt sein
Seine Gefühle regulieren zu können, ist ein wichtiger Aspekt psychischer und physischer Gesundheit. Trotz der grossen Macht der Emotionen wissen viele Menschen nicht, was sie mit ihren unangenehmen Gefühlen anfangen sollen. Nur wenn wir sinnvolle Strategien zum Umgang mit unseren Emotionen zur Verfügung haben, können wir die Verantwortung für unser Wohlbefinden übernehmen und starke Beziehungen führen. Wie wir unsere Gefühle regulieren können, lernen wir bestenfalls bereits im Kindesalter. Deshalb ist es unsere Aufgabe als Eltern, Kindern einen gesunden Umgang mit Emotionen vorzuleben. Erlaube Dir und Deinen Kindern auch mal unglücklich zu sein, denn zum menschlichen Dasein gehören sowohl angenehme als auch unangenehme Gefühle. Für Deine Kinder bist Du das Vorbild, das sie nachahmen werden. Nimm die Emotionen Deines Kindes ernst. Lass Dein Kind an der Kasse toben, wenn es keinen Schokoriegel kriegt. Lass Dein Kind weinen, wenn es sein Lieblingskuscheltier verloren hat. Und nimm seine Angst vor dem Monster unter dem Bett ernst, so surreal diese auch ist. Wenn Du Deinem Kind vorlebst, dass es in schwierigen Situationen traurig oder wütend sein darf und dass es diese Gefühlszustände nach einer Weile wieder loslassen darf, lernt es, seine Emotionen zu regulieren. 
 
Zuerst wahrnehmen, dann annehmen
Oft fühlen wir uns mies, wissen aber gar nicht so genau, was dahintersteckt. Um Emotionen regulieren zu können, ist es wichtig, sich zunächst seiner Gefühle bewusst zu werden. Bin ich traurig, enttäuscht oder wütend? Wenn es Dir schwerfällt, Deine Emotionen einzuordnen, können körperliche Symptome ein Signal dafür sein, welches Gefühl Du gerade durchlebst. Spürst Du einen Kloss in Deinem Hals? Zittern Deine Beine? Rebelliert Dein Magen? Die Fähigkeit, unsere Emotionen achtsam wahrzunehmen und zu benennen, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Regulation. Der zweite Schritt bedeutet, seine Gefühle anzunehmen. Was immer auch da ist, darf da sein. Gestehe Dir zu, wütend oder ängstlich zu sein, denn Emotionen sind ein normaler Teil davon, wie wir auf äussere Einflüsse oder unerfüllte Bedürfnisse reagieren. Gefühle sind nie falsch und geben Dir wichtige Informationen. Mach Dir keine Vorwürfe und bewerte nicht, sondern begegne Dir mit Mitgefühl. Doch verharre nicht in Deinen Emotionen, sondern übe Dich in Hoffnung und Zuversicht. Durch das bewusste Annehmen und Durchleben der Emotion verliert diese an Kraft und erlaubt uns einen konstruktiven Umgang mit der auslösenden Situation. 
 
Zur Ruhe kommen und bewusst handeln
Seine Gefühle zuzulassen bedeutet nicht, die Beherrschung zu verlieren. Wenn Du dazu neigst, andere Menschen zu verletzen, wenn Du Wut verspürst, wirkt sich diese Reaktion negativ auf Dein Wohlbefinden und Deine Beziehungen aus. Die wichtigste Fertigkeit zur Regulation schwieriger Emotionen ist deshalb achtsames Innehalten. Zähle auf zehn, atme fünf Mal tief ein und aus oder suche drei grüne Gegenstände in Deinem Blickfeld. Atem- oder Körperübungen helfen Deinem System, wieder zur Ruhe zu kommen, wenn Du Dich mitten in einem emotionalen Sturm befindest. Sobald Du den durch Angst oder Wut hervorgerufenen Stressmodus hinter Dir gelassen hast, kannst Du bewusst wählen, wie Du auf die auslösende Situation reagieren möchtest. Suche nach Mustern oder Faktoren, die Deine unangenehmen Emotionen auslösen. Oft sind es Trigger aus der Vergangenheit, die zu starken emotionalen Reaktionen führen. Wenn Du den Auslöser für Deine unangenehmen Emotionen erkennst, kannst Du diese Situation in Zukunft vermeiden oder lernen, damit klarzukommen. 
 
Überdenke die Geschichte, die Du Dir selber erzählst
Was wir über uns selber und das Leben denken, hat einen grossen Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Manchmal hilft es, Situationen, in denen unangenehme Gefühle entstehen, anders zu bewerten. Denn oftkreieren wir unser ganz eigenes Bild der Wahrheit, das nicht mit der Realität übereinstimmt. Und sorgen auf diese Weise für unser eigenes Unglück. Vielleicht fühlst Du Dich zurückgewiesen, weil Du seit Wochen nichts mehr von einer Freundin gehört hast, und glaubst nun, dass sie sich nicht mehr für Dich interessiert? Oder Du bist enttäuscht, weil Dich Dein Chef übergangen und einen Kollegen befördert hat und denkst nun, dass Du nicht gut genug bist? Frage Dich, ob es noch andere Erklärungen für diese Vorkommnisse geben könnte. Oder frage einfach direkt nach, um Missverständnisse zu klären. Denn ein grosser Teil unserer unangenehmen Emotionen entsteht nicht durch äussere Ereignisse als solche, sondern durch unsere ungünstige Interpretation dieser Gegebenheiten. Es ist deshalb Zeit, die Verantwortung für unsere Emotionen zu übernehmen, statt dem Leben oder anderen Menschen die Schuld an unserem Unglück zu geben.
 
Sinnvolle Strategien zur Regulation 
Emotionen wahrzunehmen und sie anzunehmen, ist der wichtigste Schritt zur Regulation. Denn viele unangenehme Gefühle verschwinden nach einer Weile von alleine, wenn sie von uns gesehen wurden. Doch es gibt Emotionen, die so stark sind, dass sie uns über einen langen Zeitraum begleiten. Wer einen Lieblingsmenschen verliert, wird jahrelang von Trauer überflutet. Wer Opfer eines Verbrechens wird, wird seine Ängste vielleicht niemals überwinden. Insbesondere bei starken und lang andauernden Gefühlen lohnt es sich, sinnvolle Strategien zu finden, um mit diesen Emotionen leben zu können. Was tut Dir gut? Welche Menschen geben Dir Kraft? Was wolltest Du schon lange erleben? Während die einen gerne über ihre Befindlichkeiten reden und das Gespräch mit Bezugspersonen oder Therapeuten suchen, helfen anderen Aktivitäten, Hobbies oder andere Engagements. Sich beim Sport auszupowern, kann Stress, Anspannung und Ärger regulieren. Auch handwerkliche Tätigkeiten wie Gärtnern, Stricken oder Töpfern helfen bei innerer Unruhe und lassen Dich die Sorgen für einen Moment vergessen. Immer mehr Menschen üben sich in Achtsamkeit und praktizieren Yoga, Meditation oder Atemübungen, um die Emotionsregulation zu unterstützen und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Es spielt keine Rolle, welche Strategie Du wählst, entscheidend ist, dass Du etwas machst, was Dir Freude macht und Dich die schweren Gefühle für einen Moment ertragen lässt. Lass Dich von starken Emotionen nicht dauerhaft überfluten, sondern erlaube Dir, dass neben Trauer, Angst oder Wut auch schöne Momente Platz haben dürfen. Wenn Du Dir in schweren Zeiten immer wieder bewusst angenehme Gefühle beschaffst, kannst Du besser mit den unangenehmen Emotionen umgehen und erhöhst Deine Widerstandskraft. 
 
Glücksmomente sammeln
Und last but not least: Zu einem guten Umgang mit Emotionen gehört auch, sich trotz aller Schwere immer wieder den schönen Seiten des Lebens zuzuwenden. Sich im Alltag regelmässig und häufige angenehme Gefühle zu beschaffen, macht stark. Emotionen wie Freude, Ruhe oder Gelassenheit tragen dazu bei, dass wir uns erfüllter fühlen. Je mehr angenehme Gefühle wir im Alltag erleben und je bewusster wir diese wahrnehmen, desto mehr Glückshormone werden ausgeschüttet. Menschen, die positiven Ereignissen mehr Aufmerksamkeit schenken und dadurch intensiver gute Gefühle erleben, blühen auf. Es kommt bei angenehmen Emotionen aber nicht in erster Linie auf ihre Intensität an, sondern viel entscheidender ist die Häufigkeit ihrer Wahrnehmung. Ein gelingendes Leben setzt deshalb nicht nur die Regulation unangenehmer Gefühle, sondern auch eine regelmässige Dosis guter Gefühle im Alltag voraus. Dies bedeutet, das gute Leben nicht auf ein paar Wochen Ferien pro Jahr zu verschieben, sondern den gewöhnlichen Alltag freudvoll zu gestalten und die kleinen Überraschungen zu zelebrieren, die das Leben bereithält. Es lohnt sich. 
 
Cornelia Hotz
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<![CDATA[RESILIENZ]]>Thu, 02 May 2024 11:09:52 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/resilienzRESILIENZ

INNERE STÄRKE ZÄHLT​

Immunsystem der Psyche
Innere Stärke, innere Kraft, Widerstandsfähigkeit – es gibt viele Begriffe, die mit Resilienz gleichgesetzt werden. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Physik und beschreibt die Fähigkeit eines Materials, trotz mechanischen Einflüssen wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Resilienz ist die Fähigkeit eines Menschen, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen zu meistern und als Anlass für Weiterentwicklung zu nutzen. 
 
Achterbahn Leben
Das Leben ist eine Achterbahn - ein fortwährendes Auf und Ab. Im Laufe unserer durchschnittlichen 83 Jahren Lebenszeit erfahren wir viele schöne, aber auch viele kritische Ereignisse. Wir erleben berufliche Umbrüche und Misserfolge. Wir werden Menschen verlieren, die uns am Herzen liegen. Wir erfahren Krankheiten, Pandemien, soziale Ausgrenzung, politische Umbrüche und vielleicht Kriege. Und keiner kommt lebend hier raus. Nietzsche hat dazu das Zitat geprägt: «Was uns nicht umbringt, macht uns stärker». Doch die Wirklichkeit zeigt, dass Nietzsche falsch lag. Was uns nicht umbringt, kann uns stärker machen, kann uns aber auch schwächen. Es gibt viele Menschen, die an Schicksalsschlägen, Krankheiten und anderen Krisen zerbrechen. 
 
Eine Frage der Gene?
Warum sind die einen widerstandsfähig, während andere an ihren Herausforderungen zerbrechen? Wie entsteht diese geheimnisvolle innere Kraft, die Menschen stark macht? Studien belegen, dass unsere Genetik einen Einfluss hat auf unsere Resilienz. Und zwar beeinflusst unser 5 HTTLPR-Gen unsere Widerstandskraft. In der langen Variante ermöglicht uns dieses Gen, Stresshormone besser abzubauen. Zudem stellt es uns mehr Serotonin zur Verfügung. Mehr Glückshormone und weniger Stresshormone führen zu einem besseren Wohlbefinden und einer höheren Widerstandskraft. Menschen, die die kurze Variante dieses Gens haben, haben es dagegen schwerer. 
 
Was unsere Kindheit mit Resilienz zu tun hat
Auch unsere Prägung hat einen Einfluss auf unsere Resilienz. Als Geburtsstunde der Resilienz-Forschung gilt die Langzeitstudie der amerikanischen Psychologin Emmy Werner. Sie begleitete während rund 30 Jahren rund 700 hawaiianische Kinder mit dem Jahrgang 1955. Etwa ein Drittel dieser Kinder wuchs in prekären Verhältnissen auf. Sie litten Hunger, wurden vernachlässigt oder misshandelt. Und das prägte auch ihr Leben als Erwachsene. Sie tranken wie ihre Eltern übermässig Alkohol, hatten die Schule abgebrochen, waren auffällig oder ohne Job. Unbestritten hatte das schlechte Umfeld in der Kindheit einen Einfluss auf ihr Leben. Überraschenderweise schaffte es aber ein Drittel dieser Kinder, ihren schlechten Start unbeschadet zu überstehen. Sie entwickelten sich zu angesehenen Mitgliedern ihrer Gemeinden. Was unterschied diese 30% von den anderen 70%, die es nicht schafften? Die wichtigste Erkenntnis aus Emy Werners Studie war, dass es bei diesen Personen in der Kindheit zumindest einen Menschen in ihrem Leben gab, auf den sie sich verlassen konnten. Weitere Studien bestätigten dieses Fazit: Mittlerweile gelten eine verlässliche Bezugsperson in der Kindheit und ein tragfähiges soziales Netz im späteren Leben als zentraler Faktor für eine hohe Widerstandsfähigkeit. 
 
Resilienz ist dynamisch
Resilienz ist keine geheimnisvolle Kraft, sondern ein komplexer psychischer Mechanismus aus vielen Faktoren, von denen manche bekannt sind, andere noch nicht. Unsere Widerstandkraft ist auch keine statische Grösse, sondern eine dynamische Variable. Wie das körperliche Immunsystem ist auch unser psychisches Immunsystem mal stärker, mal schwächer. Auch wenn unsere Voraussetzungen unterschiedlich sind, haben wir es unser ganzes Leben lang in der Hand, unsere Resilienz zu stärken. Nachfolgend finden Sie 6 Faktoren, die Ihre Widerstandskraft positiv beeinflussen. 
 

Authentizität
Wer sind Sie? Prüfen Sie Ihr Selbstbild. Ein realistisches Selbstbild stärkt, ein unrealistisches schwächt. Wissen Sie um Ihre Stärken und Schwächen Bescheid, können Sie Ihre Fähigkeiten richtig einsetzen. Für unser Wohlbefinden ist es wichtig, dass wir unsere Stärken nutzen können – dies spielt auch im Job eine wichtige Rolle. Definieren Sie Ihre Werte und richten Sie Ihr Leben entsprechend aus. Seien Sie die Person, die Sie sein möchten, aber auch sein können. 
 
Starkes Mindset
Wie denken Sie? Ihnen gehen täglich über 60'000 Gedanken durch den Kopf. Was sie über sich selbst und die Welt denken, beeinflusst Ihre Widerstandskraft. Denn es ist alles eine Frage unseres Fokus. Glück oder Unglück entsteht in erster Linie durch Ihre gedankliche Bewertung einer Situation. Betrachten Sie Misserfolg, Krisen und andere Widrigkeiten nicht als Ihr Ende, sondern als eine Herausforderung, die Sie meistern können. Akzeptieren Sie Lebensumstände, die Sie nicht ändern können und machen Sie das Beste daraus. Ständiges Hadern oder Vergleichen macht unglücklich. Fokussieren Sie sich stattdessen auf das Gute in Ihrem Leben und blicken Sie zuversichtlich in die Zukunft. 
 
Selbstfürsorge
Was brauchen Sie, um stark zu sein? Unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und für ihre Erfüllung zu sorgen, ist allein unsere Aufgabe. Niemand wird uns von der Stirn lesen können, was wir für unser Wohl brauchen, wir müssen selber dafür sorgen. Dazu gehört auch, sich an erster Stelle zu setzen. Denn wie sollen wir uns um andere Menschen kümmern, wenn wir nicht für unser eigenes Wohl sorgen können? Im Flugzeug müssen Sie sich auch zuerst die Sauerstoffmaske anziehen, bevor Sie anderen helfen. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Wohlbefinden und setzen Sie Grenzen – auch am Arbeitsplatz. Eine gesunde Portion Selbstfürsorge steigert unsere Resilienz und sorgt dafür, dass wir motiviert und leistungsfähig bleiben. 
 
Emotionsregulation
Stark sind wir nur, wenn wir unseren Emotionshaushalt im Griff haben. Angst, Wut, Trauer, Druck oder andere unangenehme Gefühle schwächen uns, wenn wir sie nicht regulieren
können. Weinen Sie, schreien Sie, toben Sie oder finden Sie andere geeignete Strategien, um Ihre Emotionen anzunehmen und auch wieder loslassen zu können. Aber verschonen Sie andere Menschen vor Ihren negativen Emotionen – insbesondere auch am Arbeitsplatz. Beschaffen Sie sich dagegen regelmässig angenehme Gefühle und geniessen Sie diese mit allen Sinnen. Leider gehen gute Gefühle in der Hektik des Alltags oft unter. Sich regelmässig eine Portion Glücksmomente zu beschaffen, beschränkt sich aber nicht auf die Freizeit. Heiterkeit, Freude, Gelassenheit sind Gefühle, die auch in den Arbeitsalltag gehören, weil sie motivieren und Stress reduzieren. 
 
Sinn und Engagement
Folgen Sie Ihrem inneren Kompass. Fragen Sie sich, was Sie in Ihrem Leben bewegen möchten, für was Sie sich engagieren möchten. Es geht nicht darum, sich grosse Ziele zu setzen und eine steile Karriere zu machen, sondern einer Beschäftigung nachzugehen, die Sie sinnvoll finden. Wenn Sie mit Ihrem Engagement etwas bewegen können, fühlen Sie sich wirksam. Bestenfalls erleben Sie bei Ihrer Arbeit immer mal wieder Flow-Momente, in denen Sie die Zeit vergessen und so richtig im Tun aufgehen. Dies stärkt – auch in stressigen Zeiten. 
 
Gute Beziehungen
Last but not least vielleicht der wichtigste Faktor für mehr Widerstandskraft: Gute Beziehungen. Wir haben 98% des Erbguts mit Schimpansen gemeinsam und diese leben im Rudel. Und so gehört Zugehörigkeit zu einem unserer wichtigsten Bedürfnisse. Auch im Arbeitsumfeld. Wir wollen uns auch im Team gut aufgehoben fühlen, deshalb ist das Arbeitsklima so wichtig für den Teamerfolg. Stärken Sie Ihre Beziehungen, klären Sie Konflikte und detoxen Sie Ihren Freundeskreis. Sortieren Sie vermeintliche Freunde aus und pflegen Sie echte Freundschaften. Menschen, die Sie unterstützen, wenn Ihr Leben gerade einem Scherbenhaufen gleicht. Gehen Sie auch in der grössten Krise mit Ihrem Freund ein Bier trinken. Der Job ist vielleicht weg, aber er und die Bar sind noch da. Wir brauchen kein grosses Umfeld, aber eine Handvoll Menschen, die an uns glauben. 
 
Resilienz braucht Training
Es lohnt sich, auf die Herausforderungen Ihres Lebens gut vorbereitet zu sein. Resiliente Menschen sind nicht nur zufriedener, sondern auch motivierter und leistungsfähiger. Deshalb ist Resilienz auch im Arbeitsumfeld ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Trainieren Sie Ihre Widerstandskraft, wie Sie auch Ihren Körper trainieren, um gesund zu bleiben. Integrieren Sie Ihr Stärkungstraining in den Alltag. Starten Sie beispielsweise morgens nach dem Aufwachen mit einer kurzen Reflexion in den Tag und stellen Sie sich folgende Fragen: Auf was freuen Sie sich heute? Wie können Sie heute dazu beitragen, damit es ein guter Tag wird? Und für was sind Sie heute dankbar?
 
Wachstum in der Krise
Als Experte Ihres Lebens liegt es an Ihnen, die besten Strategien zu finden, um sich zu stärken. Denn Ihr Schicksal können sie nicht beeinflussen, aber die Art und Weise, wie Sie damit umgehen, ist entscheidend für Ihr Wohlbefinden. Sie können auf der Achterbahn des Lebens dafür sorgen, dass Sie in den Kurven nicht aus der Bahn geworfen werden. Überstehen Sie Schicksalsschläge und Krisen, gehen Sie bestenfalls gestärkt daraus hervor. Denn es sind nicht die glücklichsten Momente in unserem Leben, die uns weiterbringen. Das grösste Wachstumspotenzial für unsere Persönlichkeit liegt in unseren schwersten Stunden. Oder um es nochmals mit Nietzsche zu versuchen: «Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.»

Cornelia Hotz
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<![CDATA[EINE STARKE KONFLIKTKULTUR]]>Mon, 22 May 2023 07:32:56 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/eine-starke-konfliktkulturEINE STARKE KONFLIKTKULTUR

DISKUTIEREN STATT RESIGNIEREN

Weshalb wir streiten
Auseinandersetzungen gehören zum Leben - sei es zuhause, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Nahezu alle Konflikte werden durch nicht erfüllte Bedürfnisse und Erwartungen ausgelöst. Unter der Oberfläche jedes auch noch so banalen Streits über Unkraut im Garten oder eine offene Zahnpasta-Tube liegt ein ganzes Universum von Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen verborgen. Deshalb geht es bei einer Auseinandersetzung meist nicht um herumliegende Socken oder die anstehende Ferienplanung, sondern um tiefergehende Bedürfnisse und Erwartungen, die missachtet und enttäuscht wurden. Wenn ein Konflikt zu eskalieren droht, lohnt es sich, darüber nachzudenken, welche Erwartungen dahinterliegen. Oft sind wir uns nämlich selber nicht im Klaren darüber, weshalb wir enttäuscht oder wütend sind. 

Wie Sie Ihre Kommunikation garantiert zu Fall bringen
Bei einer Auseinandersetzung fällt es uns besonders schwer, wertschätzend miteinander zu sprechen. Sind wir verärgert, neigen wir zu Vorwürfen und verallgemeinernden oder herablassender Kritik: «Nie trägst Du den Müll raus, bist Du zu faul?» oder «Immer lässt Du Deine leeren Kaffeebecher stehen – Du bist so unordentlich!» sind typische Angriffe, die eine Auseinandersetzung verschärfen. Darauf folgt meist die Verteidigungsrede oder ein Gegenvorwurf: «Hast Du eine Ahnung, was ich täglich im Haushalt erledige?» oder «Du bist der Chaot von uns zwei, schau Dir doch mal Deinen Schreibtisch an!» Während die sich verteidigende Partei versucht, ihre Situation zu erklären, fühlt sich die andere in ihrer (vielleicht berechtigten) Kritik übergangen, was den Konflikt zusätzlich verschärft. Mag der Anlass für eine Auseinandersetzung noch so unbedeutend sein – ein verbaler Schlagabtausch kann sich auf diese Weise bis zur totalen Eskalation hochschaukeln. Ein weiteres dysfunktionales Streitmuster ist «Mauern». Bei einer Auseinandersetzung zu schweigen oder hilflos davonzulaufen ist keine Lösung, sondern bedeutet Abweisung. Diese Demonstration der eigenen Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber provoziert meist weiteren Frust und Zorn. Wird dieses «Mauern» systematisch, ist keine positive Kommunikation mehr möglich. Wir alle geraten ab und an in eine Kommunikationsfalle. Wenn wir aber den Ausweg nicht mehr finden, wird dies die Bindung auf Dauer zerstören.

Wenn der Tiefpunkt erreicht ist
Zu denken, dass Ihr Gegenüber ein Ignorant ist, kann in der Hitze des Gefechts heilsam sein, aber teilen sollten Sie diesen Gedanken nie. Jemanden im Streit zu beleidigen oder zu beschimpfen, verletzt dessen Würde und vergiftet das Klima. Halten verachtende Worte oder Gesten Einzug, geht es nicht mehr um das Lösen von Konflikten, sondern um Zerstörung. Bei Aussagen wie «Du bist ein Verlierer!» oder «Du kannst mich mal!» geht es nur noch darum, den anderen herabzusetzen und willentlich zu verletzen. Besonders toxisch wird es, wenn intimes Wissen über die andere Person als Waffe eingesetzt wird. Hält dieses Streitmuster Einzug, ist der Tiefpunkt erreicht. Und dann gibt es meist keinen Weg zurück. 

Achtung Verletzungsgefahr!
Nichts schmerzt so sehr wie die Kritik eines nahestehenden Menschen. Und in diesen Momenten, wenn wir enttäuscht oder wütend sind, ist ein konstruktives Gespräch eine besondere Herausforderung. Wer die Schwächen und Unzulänglichkeiten seines Gegenübers kennt, trägt die grosse Verantwortung, auch im Streit sorgsam mit diesem Wissen umzugehen und unnötige Verletzungen zu vermeiden. Bei einer Auseinandersetzung ist es besonders wichtig, offen und direkt, aber auch respektvoll und einfühlsam zu kommunizieren. Sind wir einander freundlich zugeneigt, bleiben unsere Wortwahl, unser Tonfall und unsere Gestik auch bei einer Auseinandersetzung von gegenseitigem Respekt geprägt. Denn eine konstruktive Kommunikation gelingt nur dann, wenn das Gegenüber auch im Zuge einer Auseinandersetzung mit Wertschätzung und Wohlwollen behandelt wird.


Alles eine Frage der Perspektive
Fälschlicherweise orientiert sich unsere Kommunikation oft an der Idee von Recht und Unrecht. Wenn wir auf unterschiedlichen Positionen beharren und vergeblich darauf warten, dass die oder der andere das Unrecht einsieht, bleiben beide auf der Strecke. Denn es gibt niemals eine objektive Wahrheit darüber, welche Gefühle und Bedürfnisse richtig und welche falsch sind. Jeder Mensch sieht die Welt aufgrund seiner einzigartigen Persönlichkeit, seiner genetischen Veranlagung, seiner Prägung und seinen Erfahrungen mit eigenen Augen. Wir alle fühlen, denken und handeln unterschiedlich und haben unsere eigenen Vorstellungen von der Wirklichkeit. So betrachten wir die Mitmenschen immer aus unserer eigenen Perspektive und können deshalb ihre Gedanken und Handlungen oft nicht nachvollziehen. Wenn wir kommunizieren, tauschen wir unsere Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse stets im Sinne einer subjektiven Wahrheit aus. Unser Gegenüber mag vielleicht eine ganz andere Sicht der Dinge haben. Aber jeder Mensch hat aus seiner Sicht recht. Was für Sie blau ist, ist für einen anderen Menschen vielleicht grün oder grau. Und wer hat nicht schon einmal in gemütlicher Runde darüber diskutiert, ob der Wein nach Zapfen schmeckt oder nicht? Manchmal reicht schon ein Wechsel der Blickrichtung, um klar zu sehen.

Reden ist Silber, Zuhören ist Gold
Zu einer konstruktiven Konfliktbewältigung im Privatleben wie auch am Arbeitsplatz gehört, den Anliegen seines Gegenübers Aufmerksamkeit zu schenken und ihm Verständnis entgegenzubringen. Oft sind wir in einem Gespräch aber nur darauf bedacht, unsere Sicht der Dinge loszuwerden. Wir gehen nicht auf die Worte unseres Gegenübers ein. Ein Gespräch, an denen beide aneinander vorbeireden, schafft jedoch keine Verbindung und führt zu keiner Lösung. Aktiv zuhören hilft uns dabei, der Perspektive unseres Gegenübers Interesse und Verständnis entgegenzubringen. Bringt uns doch ein Gespräch nur dann einander näher, wenn wir sowohl gehört als auch verstanden werden. Wenn ein fairer Kompromiss gefunden werden soll oder eine ganz neue Idee, den Konflikt zu klären, müssen beide zunächst über ihre eigenen Bedürfnisse Klarheit haben und diejenigen ihres Gegenübers kennen. Auf diese Weise kann eine Lösung gefunden werden, die beide Seiten berücksichtigt. 

Klärung schafft Nähe
Es ist einfacher, Konflikte zu klären, als damit zu leben. Und dafür braucht es ein offenes Gespräch. Reden die Konfliktbeteiligten ehrlich über ihre Gefühle, Bedürfnisse und Erwartungen, besteht die Grundlage für eine faire Lösung. Sich aber gegenseitig auch einmal den jeweiligen Standpunkt zuzugestehen, obschon man nicht damit einverstanden ist, und mit dieser Differenz zu leben, gehört ebenfalls zu einer guten Konfliktkultur. Die Art und Weise, wie Menschen streiten, ist genauso wichtig wie die Art und Weise, wie sie sich Zuneigung schenken. Werden Konflikte einvernehmlich geklärt, schaffen sie Nähe. Bleiben sie ungeklärt, bringen sie Distanz. Deshalb trägt eine auf Offenheit, Wertschätzung und Wohlwollen basierende Konfliktkultur wesentlich zum Gelingen unserer Beziehungen bei. Machen Sie sich gemeinsam auf die Suche nach einer Lösung, die für alle funktioniert. Denn es ist nicht zuletzt auch die Sicherheit, gemeinsam Konflikte klären zu können, die eine Partnerschaft, eine Familie, eine Freundschaft oder ein Team stärkt.

Cornelia Hotz
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<![CDATA[FÖRDERN STATT ÜBERFORDERN]]>Fri, 16 Sep 2022 13:12:01 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/foerdern-statt-ueberfordernFÖRDERN STATT ÜBERFORDERN

WAS KINDER FÜR EINE GESUNDE ENTWICKLUNG BRAUCHEN​

Wenn Fördern Programm wird
Statt baden und Glace essen bei 30 Grad über dem Mathebuch brüten? Für viele Schulkinder war dieses Szenario während den Sommerferien Realität. Aus Angst, schulisch nicht fit genug zu sein, verbringen viele Kinder und Jugendliche einen Teil ihrer Ferien hinter dem Schreibtisch. Auch Lager zur Aufbesserung der Sprachkenntnisse, Mathe-Camps oder Computer-Kurse verzeichnen eine noch nie dagewesene Nachfrage. Doch das Fördern beginnt nicht erst nach Schuleintritt, sondern bereits in der Schwangerschaft. Manche werdende Eltern hören nur deshalb Mozart, weil klassische Musik die neuronale Entwicklung ihres ungeborenen Kindes fördern soll. Andere sprechen zuhause plötzlich eine Fremdsprache, die sie ihrem Kind pränatal vermitteln wollen. Und das Förderungsangebot entscheidet auch über die Wahl der Kindertagesstätte, weil lesen und schreiben vor Schuleintritt heutzutage beinahe Standard ist. 
 
Freizeit findet nicht statt
Der zunehmende Förderwahn befeuert aber nicht nur die schulische Laufbahn unserer Kinder und Jugendlichen, sondern erobert auch ihre Freizeit. Während wir uns früher einmal pro Woche im Turnverein trafen, wird unsere Jugend heute mit mehreren wöchentlichen Trainingseinheiten zu angehenden Profi-Eishockeyspielern*innen, Profi-Fussballern*innen oder Kunstturnern*innen geformt. Bei vielen Sportarten steht nicht mehr Bewegung, Spiel und Gemeinschaft im Vordergrund, sondern wird der Fokus auf Leistung, Disziplin und Erfolg gesetzt. Und als ob der Druck nicht schon hoch genug wäre, werden manche Kinder abends noch zu täglichem Musizieren gedrängt, obschon sie weder Talent noch Freude daran haben. So sehen sich viele Kinder und Jugendliche mit einem durchgeplanten Terminkalender konfrontiert, der ihnen im Alltag kaum eine freie Minute gönnt. 

Weshalb Kinder ausbrennen
Die zunehmende Überforderung der Kinder und Jugendlichen ist ein gesellschaftliches Problem. Der in unseren Kreisen vorherrschende Terror der Selbstoptimierung zwingt auch uns Eltern dazu, Höchstleistungen zu liefern. Doch das Streben nach Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung droht ein kritisches Ausmass anzunehmen. Noch nie litten mehr Menschen an Stresssymptomen, Erschöpfungsdepressionen und psychosomatischen Beschwerden. Obschon wir selber darunter leiden, übertragen wir den Selbstoptimierungswahn bedenkenlos auf die Kinder. Doch was macht es mit unserem Nachwuchs, wenn Fördern zum Programm wird und weder Zeit noch Raum für Ruhe, Spiel und Spass bleibt? Müssen Kinder und Jugendliche in allen Bereichen ihres Lebens performen und Leistungen erbringen, die ihre Ressourcen vielleicht übersteigen, fehlt ihnen der Nährboden für eine gesunde Entwicklung. Das Gefühl, den Anforderungen nicht zu genügen und dem Druck nicht standhalten zu können, löst auf Dauer psychische und physische Beschwerden aus. Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Ängste oder körperliche Symptome sind mögliche Folgen. Eine aktuelle Studie der Pro Juventute Schweiz zeigt, dass sich über 30 Prozent der 9- bis 15-jährigen gestresst fühlt und mehr als 45 Prozent der Jugendlichen über 14 Jahren unter hohem Stress leidet. Dass in der Schweiz wöchentlich zwei Jugendliche oder junge Erwachsene keinen Ausweg mehr sehen und Suizid begehen, ist alarmierend.
 
Wenn das Beste zu viel des Guten ist
Wir wollen für unsere Kinder doch stets das Beste und noch mehr. Und scheuen dafür keinen Aufwand. Der Nachwuchs soll die bestmögliche Schule besuchen, die bestmögliche Ausbildung erhalten, dem bestmöglichen Sportclub beitreten und sich in bestmöglichen Kreisen bewegen. Und dabei möglichst erfolgreich sein. Weil nur das Beste gut genug ist, wird gefördert, verglichen und unter Druck gesetzt, was das Zeug hält. Leider geschieht dies oft ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder, die vielleicht
ganz andere Pläne hätten als ihre Eltern - wenn sie denn die Möglichkeit hätten, sich frei zu entfalten. Spätestens mit Beginn der Pubertät strebt unser Nachwuchs nach mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Diese Entwicklung sowie die mit der Adoleszenz verbundene emotionale Achterbahnfahrt ist mit dem Förderwahn der Eltern nicht kompatibel, was in vielen Familien zu grossen Konflikten führt. Spätestens dann ist es an der Zeit, seine Ambitionen und Ziele als Eltern kritisch zu hinterfragen. Denn für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen sind nicht Leistung und Erfolg, sondern Liebe und Anerkennung entscheidend. Die Bedürfnisse seines Kindes ernst zu nehmen, ihm zuzuhören und emotional anwesend zu sein, bringt oft mehr als sich in Ratgeberliteratur und Elterncoachings zu flüchten oder den Nachwuchs zur Therapie zu schicken. 
 
Was Kinder für eine gesunde Entwicklung brauchen
Es ist unsere Pflicht als Eltern, den Rahmen für eine optimale geistige, körperliche und psychische Entwicklung unserer Kinder zu schaffen. Dazu gehört ein Umfeld, in dem sich der Nachwuchs möglichst frei von Druck und Stress entfalten kann. Jedes Kind kommt mit einer natürlichen Neugierde auf die Welt, möchte die Welt erkunden und Neues entdecken. Neurobiologischen Studien zufolge lernen Kinder besser, wenn sie dabei Freude empfinden und experimentieren dürfen. Der schulische Erfolg hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Kinder mit der Schule viele positive Emotionen verbinden. Stress, Druck und Angst sind kontraproduktiv. Unsere Kinder brauchen nebst dem schulischen Alltag aber auch Momente, über die sie selbst bestimmen können. Das freie Spiel ist der beste Nährboden für eine gute Entwicklung. Kinder, die genug Zeit haben mit anderen zu spielen, entfalten ihre Kreativität und entwickeln Sozialkompetenz. Sie brauchen aber auch Zeit und Raum, einfach mal nichts tun zu müssen. Dies gilt insbesondere für Jugendliche, die in der Pubertät anspruchsvollen körperlichen und geistigen Veränderungen ausgesetzt sind. Je mehr Zeit der Nachwuchs zur Erholung hat, zum Treffen mit Gleichaltrigen sowie für Freizeitaktivitäten ohne Leistungsdruck, desto wohler fühlt er sich. Und je wohler sich Kinder und Jugendliche fühlen, desto leistungsfähiger und widerstandsfähiger werden sie. 
 
Fördern statt überfordern
In allen Bereichen unseres Lebens sollte nicht die Leistung, sondern die Freude am Tun im Vordergrund stehen. Dies gilt sowohl für uns Erwachsene als auch für die Kinder und Jugendlichen. Überprüfen Sie Ihre Ansprüche kritisch und gönnen Sie Ihrem Nachwuchs die nötige Ruhe und Leichtigkeit im Leben. Hören Sie öfters auf Ihre Intuition, statt sich von den Ambitionen im Umfeld beeinflussen zu lassen. Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen, gibt es doch immer ein gleichaltriges, das begabter, sportlicher, beliebter oder erfolgreicher ist als ihres. Ihr Kind ist unabhängig von seinen Talenten und Leistungen ein wundervoller Mensch. Wertschätzen Sie sein einzigartiges Wesen und legen Sie den Fokus auf seine Ressourcen. Herauszufinden, wo die Stärken und Interessen Ihres Kindes liegen und diese zu fördern, bedeutet häufig auch, Abschied von den eigenen Bildern über die Zukunft Ihres Nachwuchses zu nehmen. Kinder brauchen Raum für ihre freie Entfaltung. Lassen Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Für seine Persönlichkeitsentwicklung ist es elementar, auch einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen zu lernen. Erst wenn wir als Eltern den Mut haben, uns dem gesellschaftlichen Druck zu widersetzen und die Selbstoptimierungsspirale zu durchbrechen, ist eine angemessene Förderung möglich. Und dies sollten wir nicht nur für die gesunde Entwicklung unserer Kinder tun, sondern auch zu unserem eigenen Wohl. Denn für Ihre Kinder sind Sie das Vorbild, das sie nachahmen werden. Sorgen Sie dafür, dass es ein gutes ist.

​Cornelia Hotz
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<![CDATA[MITEINANDER REDEN]]>Mon, 31 Jan 2022 07:49:59 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/miteinander-redenMITEINANDER REDEN

WIE EIN GUTES GESPRÄCH GELINGT​

​Offenheit schafft Nähe
Miteinander reden zu können, ist die Basis jeder guten Beziehung. Nur wenn wir den Mut haben, unsere wahren Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen, entsteht emotionale Verbundenheit. Doch vielen Menschen fällt es schwer, sich anderen zu offenbaren. Wie oft haben wir als Kind gehört, wir sollten «die Zähne zusammen beissen» und uns «zusammenreissen»? Wer offen über seine Emotionen spricht und diese zeigt, gilt noch immer als «Drama-Queen» oder «Weichei». Über Gefühle zu reden, ist aber kein Zeichen von Schwäche, sondern braucht Kraft und Mut. Denn ein ehrliches Gespräch ist anstrengend und oft unbequem. Es bringt so manche Konflikte an die Oberfläche, die wir lieber unter den Teppich gekehrt hätten. Da wäre Schweigen mit Sicherheit die einfachere Lösung. Und doch schafft kaum etwas soviel Verbundenheit wie ein offenes Gespräch.


Reden klärt Missverständnisse
Selbst wenn wir nicht miteinander sprechen, kommunizieren wir. Durch unser Verhalten senden wir unseren Mitmenschen ständig Botschaften. Sei es die Wäsche, die demonstrativ auf der Treppe platziert wird, oder der Abfallsack, der vor der Eingangstüre steht - stets kommunizieren wir auch nonverbal über Zeichen. Dabei ist die Gefahr von Missverständnissen besonders gross, weil jeder Mensch das Verhalten seiner Mitmenschen aus seiner eigenen Sicht wahrnimmt und interpretiert. Wir alle fühlen, denken und handeln unterschiedlich und haben deshalb unsere eigenen Vorstellungen von der Wirklichkeit. So betrachten wir unsere Mitmenschen immer aus unserer eigenen Perspektive und können ihre Gedanken und Handlungen oft nicht nachvollziehen. Die Erfahrung zeigt, dass offene Worte die beste Möglichkeit sind, Missverständnisse zu vermeiden und gegenseitige Erwartungen zu klären.

Warum Jammern und Nörgeln schadet
Schonungslose Offenheit birgt aber auch Nachteile. Denn viele Partnerschaften scheitern an ewiger Nörgelei. Auch in Beziehungen laufen wir Gefahr, uns stärker auf die negativen Aspekte zu fokussieren, während die positiven Eigenschaften des/r Partners/in nicht sonderlich auffallen, sondern irgendwann zur Selbstverständlichkeit werden. Diese Grundeinstellung unseres Gehirns, die dem Negativen Vorrang vor dem Positiven gibt, ist evolutionär begründet. In einer Welt voller Gefahren und Verluste bringen negative Emotionen wie Angst und Wut massive Überlebensvorteile. Denn bereits zu Urzeiten hat uns die verstärkte Wahrnehmung negativer Emotionen mit der vom Stammhirn ausgehenden Flucht- und Kampfreaktion einen Überlebensvorteil gesichert. Obschon es in der Natur des Menschen liegt, negative Dinge verstärkt wahrzunehmen, können wir unseren Fokus bewusst auf das Positive legen. Ein gesundes Beziehungsklima setzt voraus, sich nicht nur Belastendes mitzuteilen, sondern viel öfters positive Erfahrungen und gute Gefühle miteinander zu teilen. Sich seinem Gegenüber mit allen Facetten zu offenbaren, heisst demnach nicht, ihn für alles Schlechte verantwortlich zu machen und sich ihm mit allen Unzulänglichkeiten zuzumuten. Manchmal ist es besser, den eigenen Frust mit sich selber auszumachen oder ihn mit der Familie oder Freunden zu besprechen. Denn ständiges Jammern und Nörgeln belastet jede Beziehung.

Das Geheimnis positiver Kommunikation
Der amerikanische Psychologe John Gottman hat gemeinsam mit seinem Forschungsteam in Studien das Liebesglück von Paaren erforscht. Dabei fanden sie heraus, dass Paare, die mit positiven Interaktionen negative kompensierten, ihre Beziehung langfristig aufrecht erhalten konnten. Eindrücklich war dabei, dass das Verhältnis von positiven zu negativen Interventionen im Verhältnis von etwa 5:1 stand. Zu einer guten Kommunikation gehört demnach, seinem Gegenüber regelmässig mitzuteilen, dass man ihn wertschätzt und ihm wohlgesinnt ist. Dies gilt aber nicht nur für Partnerschaften, sondern für alle Beziehungen, und geht vor allem im Arbeitsumfeld oft vergessen. Kommunizieren wir vorwiegend positiv, werden unsere Nächsten dies spiegeln. Denn Veränderung in einer Beziehung glückt nur dann, wenn man bei sich selber beginnt und von sich aus neue Impulse setzt. 

Respektvoll streiten
Konflikte sind unvermeidbar, insbesondere wenn Menschen ihren Alltag teilen. Eine Auseinandersetzung mit dem/r Partner/in oder Familienmitgliedern ist sehr emotional, denn nichts schmerzt so sehr wie die Kritik eines nahestehenden Menschen. Und genau in diesen Momenten, wenn man enttäuscht oder wütend ist, ist ein konstruktives Gespräch eine besondere Herausforderung. Positive Kommunikation gelingt dann, wenn das Gegenüber auch im Zuge einer Auseinandersetzung mit Wertschätzung und Respekt behandelt wird. Wenn wir jemanden beleidigen, beschimpfen oder unter Druck setzen, verletzen wir die Würde des Gegenübers. Unabhängig vom Anlass der Auseinandersetzung hat dieses Verhalten immer eine Verschärfung des Konflikts zur Folge. Deshalb ist es besonders wichtig, im Streit offen und direkt, aber auch respektvoll zu kommunizieren. Sind wir einander liebevoll zugeneigt, bleiben unsere Wortwahl und unser Tonfall auch bei einer Unstimmigkeit von gegenseitigem Respekt geprägt. Denn wer die Schwächen und Unzulänglichkeiten seines Gegenübers kennt, trägt die grosse Verantwortung, auch im Streit sorgsam mit diesem Wissen umzugehen und Verletzungen zu vermeiden. Die Art und Weise, wie man in einer Beziehung streitet, ist deshalb genauso wichtig wie die Art und Weise, wie man einander liebt. 

Miteinander Konflikte klären
Nahezu alle Beziehungskonflikte werden durch nicht erfüllte Erwartungen ausgelöst. Unter der Oberfläche jedes auch noch so banalen Streits um liegen gelassene Wäsche oder eine offene Zahnpasta-Tube liegt ein ganzes Universum von Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen verborgen. Somit geht es bei einer Auseinandersetzung meist nicht um die herumliegenden Socken oder die anstehende Ferienplanung, sondern um tieferliegende Bedürfnisse und Erwartungen, die enttäuscht wurden. Dass Menschen unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse haben, ist Realität. Doch um einen fairen Kompromiss zu finden oder eine ganz neue Idee, den Konflikt zu lösen, müssen die Beteiligten zunächst ihre eigenen Bedürfnisse und diejenigen ihres Gegenübers kennen. Nur so kann in den meisten Fällen eine gute Lösung gefunden werden. Reden wir offen und respektvoll über unsere Gefühle und Bedürfnisse, besteht die Chance auf Klärung. Sich gegenseitig aber auch einmal den Standpunkt zu lassen, obschon man nicht damit einverstanden ist, und mit dieser Differenz zu leben, ist ein Zeichen von Respekt. Streiten wir konstruktiv, schaffen Auseinander-setzungen mehr Nähe und vertiefen die Beziehung. Denn es ist nicht zuletzt auch die Sicherheit, gemeinsam Konflikte bewältigen zu können, die eine Verbindung stärkt.

Cornelia Hotz
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<![CDATA[ELTERN BLEIBEN]]>Fri, 20 Aug 2021 09:21:41 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/eltern-bleibenELTERN BLEIBEN

WEIL DAS KINDESWOHL AUCH NACH DER TRENNUNG ZÄHLT


Eltern bleiben Sie ein Leben lang
Manchmal ist eine Trennung der einzige Ausweg aus einer unglücklichen Beziehung. Bei chronischen Konflikten ist diese gar unausweichlich, um eine längerfristige Belastung für alle Beteiligten zu vermeiden. Denn für die gesunde Entwicklung von Kindern ist ein destruktives Familienklima mit häufigen Auseinandersetzungen äusserst ungünstig. Platzt der Traum von einem harmonischen Familienleben, ist dies für alle Beteiligten schmerzhaft. Wenn Kinder da sind, gilt es, als Eltern gemeinsam die Verantwortung für das Ende der Partnerschaft zu übernehmen. Dazu gehören nicht nur ein respektvoller Umgang, sondern auch eine faire Regelung der Trennungsfolgen. 

Das Kindeswohl steht an erster Stelle
Wenn Sie sich für eine Trennung entschieden haben, hat das Kindeswohl oberste Priorität. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihre Kinder noch klein oder schon in der Adoleszenz sind. Die Trennung der Eltern ist immer eine Zäsur, die ein Kind je nach Lebensphase mehr oder weniger in seinem Grundvertrauen erschüttert. Deshalb müssen wir als Eltern alles daran setzen, die Kinder bei einer Trennung vor Loyalitätskonflikten zu schützen. Ihre Kinder lieben Sie beide. Und es sollte für die Kinder auch keine Rolle spielen, wer von Ihnen mehr zum Scheitern der Beziehung beigetragen hat. Verlangen Sie nie von Ihren Kindern, sich zwischen Ihnen zu entscheiden. Denn Loyalitätskonflikte verunsichern Ihre Kinder, erschüttern ihr Grundvertrauen und schwächen ihren Selbstwert. Das Kindeswohl verlangt, dass die Kinder nach der Trennung zu beiden Elternteilen weiterhin eine verlässliche Beziehung aufrechterhalten können. Als Eltern müssen wir uns also ungeachtet unserer Gefühle für einen regelmässigen Kontakt der Kinder zu beiden Elternteilen einsetzen. 

Halten Sie die Kinder aus Paarkonflikten heraus
Oft fühlen sich Kinder an der Trennung ihrer Eltern mitschuldig. Sie leiden mit, wenn es Mama oder Papa schlecht geht. Manche übernehmen sogar die Verantwortung für Ihren Schmerz. Oder die Kinder versuchen, zwischen den Eltern zu vermitteln, um die Familie zusammenzuhalten. Die ist eine Aufgabe, die ein Kind niemals übernehmen dürfte. Trennen Sie Ihre Paarbeziehung stets von der Elternbeziehung. Achten Sie darauf, die Kinder aus Ihren Konflikten herauszuhalten und führen Sie Diskussionen über die Trennungsfolgen in Abwesenheit der Kinder. Vermeiden Sie es insbesondere, vor den Kindern schlecht über Ihre/n Ex-Partner/in zu sprechen. So schwer dies auch sein mag, halten Sie nach der Trennung stets das Kindeswohl vor Auge. Und versuchen Sie, sich gegenseitig in Ihrer Elternrolle zu respektieren, denn Eltern bleiben Sie ein Leben lang. Mit Loyalitätskonflikten bestrafen Sie nicht Ihre/n Ex-Partner/in, sondern letztlich Ihre Kinder. Sie sind es, die mit Schuldgefühlen zurechtkommen müssen, weil sie sich nicht zwischen Ihnen entscheiden wollen. Und sie leiden ihr Leben lang darunter, wenn sie sich an Schulabschlussfeiern oder Geburtstagsparties doch für einen von Ihnen entscheiden müssen. Ich bin überzeugt, dass dies ist das Letzte ist, was Sie wollen. 

Wenn Ihr Schmerz einer fairen Trennung im Wege steht
Die Liebe ist immer Chance und Risiko zugleich. Und es tut weh, wenn wir in der Liebe scheitern. Wenn eine Partnerschaft zerbricht, bleiben Enttäuschung, Schmerz und oft auch Wut zurück. Vielen Paaren gelingt es deshalb nicht, sich bei einer Trennung respektvoll zu verhalten. Sich am Schmerz festzuhalten, gibt uns Sicherheit. Denn die Vergangenheit ist ein wichtiger Teil unserer Identität. Wir definieren uns darüber, was wir einmal erlebt haben und wen wir geliebt haben. Insbesondere wenn Beziehungen zerbrechen, sind Wut und Trauer oft das Einzige, was aus der gemeinsamen Zeit noch übriggeblieben ist. Lassen wir diesen Schmerz los, verlieren wir alles, was uns noch mit diesem Menschen verbindet. Durchleben wir aber die Dramen aus unserer Vergangenheit immer wieder aufs Neue, schaden wir uns damit am meisten. Denn der Schmerz aus der Vergangenheit hindert uns daran, ein neues Kapitel im Buch unseres Lebens aufzuschlagen. Und dieser Schmerz steht uns oft auch im Weg, wenn es darum geht, die Trennung gemeinsam auf faire Weise zu regeln. 

Vergebung bedeutet Loslassen
Wir können uns jeden Tag von neuem entscheiden, in welchem Licht wir die Vergangenheit sehen wollen. Vergebung ist die bewusste Entscheidung, das Ende der Partnerschaft zu akzeptieren und die schmerzvollen Erfahrungen loszulassen. Indem wir vergeben, richten wir unseren Fokus weg von der Vergangenheit in die Zukunft. Auf diese Weise integrieren wir die Paargeschichte in unsere Lebensgeschichte und öffnen den Weg für einen Neuanfang. Neu zu beginnen heisst nicht, das Geschehene zu vergessen und beste Freunde zu werden. Sondern es bedeutet, als Eltern gemeinsam eine Lösung zu finden, die den Interessen aller Familienmitglieder Rechnung trägt. Nehmen Sie Abschied von Ihrer Paarbeziehung und überlegen Sie gemeinsam, wie Sie weiterhin als Eltern einen guten Job machen können. Denn wer sich einmal für Kinder entschieden hat, hat lebenslang. Durch die Kinder bleiben wir bis zum Ende unseres Lebens verbunden, auch wenn wir uns dies anders vorgestellt haben. 

Sich als Eltern neu begegnen
Das Ende der Partnerschaft ist immer auch der Beginn einer neuen Elternschaft. Diese gelingt, wenn das Kindeswohl an erster Stelle steht, der Umgang auf Respekt und Wertschätzung basiert und die Trennungsfolgen einvernehmlich geregelt werden. Auch nach einer Trennung gilt es, sich bei der Kinderbetreuung gegenseitig zu unterstützen, sich über Erziehungsfragen auszutauschen und gemeinsam wichtige Entscheide zu treffen. Auch gibt es Situationen, in denen die Anwesenheit beider Eltern gefragt ist, ohne dass die Stimmung kippt. Miteinander am selben Strick ziehen, gelingt nach einer Trennung leider selten. Besonders schwer wird es, wenn hoch strittige Trennungs- oder Scheidungsverfahren zur Eskalation beitragen. Was immer auch geschehen ist, mit unseren Verletzungen müssen wir nach der Trennung alleine klarkommen. Unser/e Ex-Partner/in wird uns diese Gefühle nicht abnehmen. Holen Sie sich Unterstützung in Ihrem Umfeld oder bei Fachpersonen, um Ihrem Schmerz den Raum zu lassen, den er verdient. Erlauben Sie sich und Ihren Kindern nach einer Trennung, auch mal unglücklich zu sein, denn zum menschlichen Dasein gehören sowohl positive als auch negative Gefühle. Wir dürfen unseren Kindern in Krisenzeiten vorleben, dass man eine Weile traurig sein darf, seine Zukunft dann aber trotzdem optimistisch und selbstbestimmt in die Hand nehmen kann. Unser Schmerz darf jedoch einer respektvollen Trennung nicht im Wege stehen. Überlegen Sie sich bei jedem Schritt, was dieser für die Kinder bedeutet. Kinder brauchen auch nach der Trennung die Liebe beider Eltern. Sie tragen nie die Schuld am Ende der Paarbeziehung, also sorgen Sie dafür, dass sie sich auch nicht danach fühlen. Übernehmen wir als Elternteil die Verantwortung für unser eigenes Glück und zeigen wir unseren Kindern, dass eine gute Elternschaft auch nach einer Trennung möglich ist. Denn was immer wir unseren Kindern über das Leben erzählen, wird ihre Entwicklung nachhaltig prägen. Für unsere Kinder sind Sie als Eltern das Vorbild, dass sie nachahmen werden. Sorgen Sie dafür, dass es ein gutes ist.
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Cornelia Hotz
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<![CDATA[FREUNDSCHAFT]]>Wed, 05 May 2021 14:21:47 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/freundschaftFREUNDSCHAFT

WARUM VERBUNDENHEIT GLÜCKLICH MACHT
Manchmal begegnest Du jemandem und fühlst Dich ihm nahe, obschon ihr keine gemeinsame Geschichte habt. Solche Menschen triffst Du immer wieder, manchmal unter den seltsamsten Umständen. Und es liegt an Dir, was Du daraus machst. Lässt Du diesen Menschen einfach weiterziehen oder zeigst Du ihm, was er Dir wirklich bedeutet?

Studien aus der positiven Psychologie haben gezeigt, dass zuverlässige Bindungen für ein glückliches Leben von elementarer Bedeutung sind. Denn wir alle haben den Wunsch nach Zugehörigkeit, Nähe, Geborgenheit und Anerkennung. Wir streben von Kindheit an danach, von den Menschen in unserem Umfeld angenommen und geliebt zu werden. Um uns diese Bedürfnisse zu erfüllen, gehen wir bereits als Kind Freundschaften und später auch Liebesbeziehungen ein. 

Wenn wir uns einem Menschen nahe fühlen, schütten wir Bindungshormone aus. Dieser chemische Cocktail schenkt uns Gefühle von Zufriedenheit, Wärme und Geborgenheit und trägt so wesentlich zu unserem Glück bei. Gute Freundschaften sind aber nicht nur auf emotionaler Ebene von Bedeutung, sondern wirken sich auch auf unser physisches Wohlbefinden aus. Denn es sind die schönen Erlebnisse und fröhlichen Momente in guter Gesellschaft, die auch zur körperlichen Entspannung und Stressreduktion beitragen. Freundschaften vermögen somit nicht nur unser emotionales Wohlbefinden zu verbessern, sondern stärken auch unsere physische Gesundheit.

Eine weitere Facette einer starken Bindung ist die Selbstbestätigung im Blick unserer Freunde. Es ist unser Bild im Auge des anderen, das uns selbst Kontur verleiht. Denn was wir über uns selbst denken, hängt auch davon ab, was andere Menschen von uns halten. Und wer von seinem sozialen Umfeld angenommen und wertgeschätzt wird, fühlt sich aufgewertet, weil er für die ihm nahestehenden Menschen etwas Besonderes ist. 

Doch manche Menschen sind von der Hektik ihres Alltags so gefangen, dass sie die Bedeutung zuverlässiger Bindungen gering schätzen und ihre Freunde vernachlässigen. Andere umgeben sich mit Menschen, die ihnen nur in guten Zeiten zur Seite stehen, und sind in schwierigen Lebenssituationen auf sich selbst gestellt. Echte Freundschaft ist, wenn sich zwei Menschen wahrhaftig verbunden sind, sich gegenseitig das Beste wünschen und ihr Miteinander von Empathie, Wertschätzung und Unterstützung geprägt ist. Nur wer sich auch selber emotional engagiert, erhält das Geschenk echter Freundschaft. 

Freunde machen die guten Momente im Leben noch besser und die schweren Zeiten etwas leichter. Sie zeigen Dir nicht den Weg, sondern gehen ihn einfach mit Dir. Und sie bleiben auch dann, wenn alle anderen schon längst gegangen sind. Es gibt kaum etwas im Leben, was kostbarer ist als eine echte Freundschaft. Danke meine liebe Freundin für all die unbezahlbaren Erlebnisse, wertvollen Augenblicke und verrückten Momente. 

Cornelia Hotz
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<![CDATA[VERGEBUNG]]>Tue, 09 Mar 2021 13:53:51 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/vergebungVERGEBUNG
WAS WIR GEWINNEN, WENN WIR DIE VERGANGENHEIT LOSLASSEN
Wenn uns die Vergangenheit einholt
Werfen Geschehnisse aus der Vergangenheit manchmal einen Schatten auf Ihr Leben? Oft reicht ein falsches Wort, ein bekannter Geruch oder ein Blick zurück und schlechte Erinnerungen aus der Vergangenheit überfluten uns. Diese Gedanken erwecken zugleich all die damals erlebten negativen Gefühle wieder zum Leben. Wut, Trauer oder Verzweiflung, was auch immer wir damals verspürt haben, überkommt uns aufs Neue. So hält uns die Vergangenheit gefangen und beschert uns immer wieder quälende Gedanken und Gefühle. Dies raubt uns Energie, trübt unsere Stimmung und belastet unsere Beziehungen. Gelingt es uns aber, uns von den Dramen der Vergangenheit zu lösen, verbessert sich unser Wohlbefinden nachhaltig. Doch weshalb ist es so schwer, Vergangenes loszulassen?


Wieso wir an alten Verletzungen festhalten
Sich an der Vergangenheit festzuhalten - sei sie auch noch so belastend - gibt uns Menschen Sicherheit. Denn die Vergangenheit ist ein wichtiger Teil unserer Identität. Wir definieren uns darüber, wer wir einmal waren, was wir erlebt haben, was wir erreicht haben und wen wir geliebt haben. Nichts ist bedrohlicher aber auch gewinnbringender zugleich, als die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch Bekanntes und vielleicht auch einmal Geliebtes loszulassen, fällt vielen Menschen schwer. Insbesondere wenn Beziehungen zerbrechen, sind Wut und Trauer oft das Einzige, was aus der gemeinsamen Zeit noch übriggeblieben ist. Lassen wir diesen Schmerz los, verlieren wir alles, was uns noch mit diesem Menschen verbindet. Wenn wir aber die Dramen aus unserer Vergangenheit immer wieder aufs Neue durchleben, schaden wir uns damit am meisten. Denn der Schmerz aus der Vergangenheit hindert uns daran, ein neues Kapitel im Buch unseres Lebens aufzuschlagen.

Erst wenn wir den Schmerz annehmen, können wir loslassen
Die Vergangenheit loszulassen, bedeutet nicht, sie zu verdrängen. Wenn wir uns dem durch frühere Erlebnisse entstandenen Schmerz nicht stellen, wird er uns solange verfolgen, bis wir bereit sind, ihn zu fühlen. Erst wenn wir den Schmerz wahrgenommen und in unsere Lebensgeschichte integriert haben, verabschiedet er sich aus unserem Leben. Und nur dann, wenn wir die Verantwortung für unseren Schmerz übernommen haben, ohne anderen Menschen die Schuld dafür zu geben, erfahren wir Heilung. Denn jeder Schmerz hat immer etwas mit uns selbst zu tun und vermittelt uns eine Botschaft. Was auch immer wir Menschen miteinander erleben und uns gegenseitig zumuten, verhilft uns zu persönlichem Wachstum.

​Was wir gewinnen, wenn wir vergeben
Wir können jeden Tag von neuem entscheiden, in welchem Licht wir die Vergangenheit sehen wollen. Vergebung ist die bewusste Entscheidung, sich aus einer schmerzvollen Situation aus der Vergangenheit und aus der Verstrickung mit den Beteiligten zu lösen. Dieser Prozess setzt die innere Bereitschaft voraus, seinen eigenen Anteil am Geschehen zu übernehmen und allen Beteiligten – in erster Linie auch sich selbst - zu vergeben. Doch Vergebung heisst nicht, begangenes Unrecht zu legitimieren oder sich mit den Beteiligten auszusöhnen. Indem wir vergeben, versöhnen wir uns mit den negativen Erfahrungen und richten unseren Fokus weg von der Vergangenheit in die Zukunft. Wir integrieren Vergangenes in unsere Lebensgeschichte, lassen aber nicht mehr zu, dass das damals Geschehene Macht über uns hat. Durch die Transformation alter Verletzungen wird Wachstum ermöglicht. Deshalb können Erinnerungen an frühere belastende Ereignisse in der Gegenwart sogar positive Gefühle wie beispielsweise Dankbarkeit auslösen. Die eigene Lebensgeschichte unter dem Aspekt der Vergebung neu zu betrachten, schwächt die Macht negativer Erinnerungen und verleiht uns innere Stärke. Vergebung ist deshalb ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zu einem erfüllten Leben. 

Dr. Cornelia Hotz

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<![CDATA[MEHR GLÜCK IM FAMILIENALLTAG]]>Mon, 01 Feb 2021 09:09:40 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/mehr-glueck-im-familienalltagMEHR GLÜCK IM FAMILIENALLTAG
Wenn abends das Telefon klingelt, mein Sohn lauthals quengelt und meine Tochter Hilfe bei den Hausaufgaben braucht, trauere ich manchmal den guten alten Zeiten nach, als das Leben noch so leicht und unbeschwert gewesen zu sein schien. Und wenn endlich Ruhe einkehrt und mich ein Gefühl von Erschöpfung erfasst, nehme ich mir vor, mich trotz der alltäglichen Hektik besser um mein eigenes Wohlbefinden zu kümmern. Sind auch Sie von der Mehrfachbelastung von Job und Familie gefordert und fragen sich, wie Sie mehr Gelassenheit und Freude in Ihren Familienalltag bringen?
 
Lösen Sie sich von der Illusion der perfekten Familie und stellen Sie sich die Frage, was Glück für Sie bedeutet. Wir sollten uns als Eltern auch Gedanken darüber machen, was wir unseren Kindern auf den Weg mitgeben möchten. Denn nur wer gelernt hat, was ein gutes Leben ausmacht, ist auch in der Lage, sein Glück zu finden. Zur Erziehung gehört nicht nur die Vermittlung von Werten und Umgangsformen, sondern auch Eltern, die ihren Kindern vorleben, was es für ein erfülltes Leben braucht. Denn die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern sprechen, wird zu ihrer inneren Stimme. Was unsere Kinder täglich von uns hören, formt ihr Unterbewusstsein zu Glaubenssätzen, die sie auf ihrem Lebensweg begleiten. Beklagen wir uns als Eltern ständig, wie hart und ungerecht das Leben sei, wachsen unsere Kinder in diesem Glauben auf und werden sich auf solche ungünstigen Erfahrungen in ihrem Leben fokussieren. Wollen wir unseren Kindern stattdessen eine positive Lebenseinstellung mit auf den Weg geben, dürfen wir ihnen immer wieder vor Augen führen, dass das Leben ein Geschenk ist und viele schöne Überraschungen bereithält.

 

Auch in herausfordernden Situationen dürfen wir uns in Gelassenheit üben und den Fokus auf das Positive lenken. So lehren wir unsere Kinder, selbst in widrigsten Situationen nie Hoffnung und Zuversicht zu verlieren. Schon früh dürfen wir unseren Kindern auch die Möglichkeit geben, eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Für ihre Persönlichkeitsentwicklung ist es elementar, einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen zu lernen. Kinder brauchen Raum für ihre eigene Entfaltung. Herauszufinden, was deren Stärken sind und diese zu fördern, bedeutet häufig auch, Abschied von den eigenen Bildern über die Zukunft Ihrer Kinder zu nehmen.
 
Im Alltag mit den Kindern möglichst viele gute Gefühle zu erleben, schafft Glücksmomente und festigt Ihre Gemeinschaft. Geniessen Sie bewusst und mit allen Sinnen schöne Momente, die Sie mit Ihrer Familie erleben, und zelebrieren Sie selbst die kleinsten Freuden des Alltags. Planen Sie Aktivitäten und feiern Sie Feste, denn gemeinsam verbrachte Zeit ist in der Hektik des Familienalltags besonders kostbar. Wenn Sie guten Erlebnissen mehr Aufmerksamkeit schenken und sich abends mit Ihrer Familie an die schönen Momente des Tages erinnern, verstärken Sie die Wirkung positiver Emotionen. 
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Kinder fordern uns heraus, kosten uns Energie und dies während Jahren. Nehmen Sie sich regelmässige Auszeiten vom Familienalltag, um in einer anderen Umgebung Energie zu tanken. Gönnen Sie sich aber auch im Alltag Ruheinseln, in denen Sie sich ungestört um sich selbst kümmern können. Nur wer gut für sein eigenes Wohlbefinden sorgt, kann auch die Bedürfnisse anderer erfüllen. Nehmen Sie jede Unterstützung an, die Sie kriegen, um Ihren Familienalltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Es spielt keine Rolle, ob Sie Entlastung im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder auf andere Weise beanspruchen. Die Hauptsache ist, dass Sie den Anforderungen noch für lange Zeit gewachsen sind, denn Ihre Kinder brauchen Sie. 

 
Kinder sind für jede Paarbeziehung sowohl Glück als auch Herausforderung zugleich. Umso wichtiger ist es, nicht nur als Eltern zu harmonieren, sondern sich auch aktiv um Ihre Liebesbeziehung zu bemühen. Planen Sie gemeinsame Aktivitäten im Alltag und nehmen Sie sich Auszeiten, um Ihre Beziehung zu festigen. Denn Sie leben Ihren Kindern täglich vor, was eine liebevolle und wertschätzende Paarbeziehung ausmacht. 
 
Träumen Sie nicht von einem perfekten Familienleben, denn Perfektion ist eine Illusion. Die ideale Familie existiert nicht, wir alle sind Menschen mit Unzulänglichkeiten und Schwächen. Gewöhnen Sie sich an die Widrigkeiten des Familienalltags und üben Sie sich in der Kunst der Genügsamkeit. Sie werden zufriedener sein. Und denken Sie weniger über die Dinge nach, die in Ihrem Leben schief gehen, sondern erfreuen Sie sich daran, was gut läuft. Wenn Sie den Fokus aufs Positive legen, werden Sie mehr Glücksmomente erleben. Denn es ist die Kraft der guten Gedanken, die unser Wohlbefinden nachhaltig erhöht.
 

Zu guter Letzt: Erlauben Sie sich und Ihren Kindern auch mal unglücklich zu sein, denn zum menschlichen Dasein gehören sowohl positive als auch negative Gefühle. Leben Sie Ihren Kindern bei einem Misserfolg oder einer Krise vor, dass man eine Weile traurig oder wütend sein darf, seine Zukunft dann aber trotzdem optimistisch und selbstbestimmt in die Hand nimmt. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Glück und zeigen Sie Ihren Kindern, was ein gutes Leben ausmacht. Was Sie Ihren Kindern über das Leben erzählen, wird deren Entwicklung nachhaltig prägen. Denn für Ihre Kinder sind Sie das Vorbild, das sie nachahmen werden. Sorgen Sie dafür, dass es ein gutes ist.

​Cornelia Hotz
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<![CDATA[VOM UMGANG MIT DER ANGST]]>Wed, 16 Dec 2020 13:39:52 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/vom-umgang-mit-der-angstVOM UMGANG MIT DER ANGST

GASTINTERVIEW MIT JAHN GRAF
Die zweite Viruswelle überflutet die Schweiz und erinnert uns erneut daran, dass wir sterblich sind. Macht Ihnen die aktuelle Situation Angst? Oder gelingt es Ihnen, Vertrauen und Zuversicht zu bewahren?

Angst war auch vor COVID-19 ein aktuelles Thema. Wir Menschen fürchten uns vor Krankheiten, Schicksalsschlägen oder anderen Katastrophen, manche haben Angst vor bestimmten Tieren oder ängstigen sich vor Flugreisen oder Menschenmassen. Wird unser Alltag aber von übermässigen Ängsten und Panik beherrscht, ist dies so kräftezehrend wie ein nie enden wollender Marathonlauf. Ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung leidet mindestens einmal im Leben an einer Angststörung, die Folgen davon sind physische und psychische Erschöpfung, sozialer Rückzug und Depression. 
 
Und dennoch ist es die Basisemotion Angst, die unser Überleben sichert. Sie regt uns Menschen zum Nachdenken an, schützt uns vor zu grossen Risiken und garantiert in Gefahrensituationen die notwendigen Abwehr- und Fluchtreaktionen. Auch in stürmischen Zeiten wie dieser bringt uns die Angst dazu, Vorsichtsmassnahmen zu treffen und keine unnötige Gefährdung einzugehen. Wenn wir aber jegliche Risiken abzusichern und sämtliche Situationen zu kontrollieren versuchen, hat das mit Leben oft nicht mehr viel zu tun. Denn absolute Sicherheit ist eine Illusion unserer Zeit.


Wie er mit der Angst umgeht, erzählt uns Jahn Graf im folgenden Interview. Eine Nahtoderfahrung aufgrund einer geplatzten Sackniere im Jahr 2015 veränderte sein Leben. Seither betreibt er unter dem Namen «Jahns rollende Welt» seinen eigenen Youtube-Kanal. Da eine Infektion mit COVID-19 für ihn gravierende Konsequenzen haben könnte, hat er sich Mitte Oktober zum zweiten Mal in diesem Jahr in Selbstisolation begeben.

 Welche Bedeutung hat COVID-19 für Dich?
Auch die zweite Welle ist eine Herausforderung für mich. Ich habe mich Mitte Oktober, als die Infektionszahlen wieder anstiegen, zu meinem Schutz in meiner Wohnung in Selbstisolation begeben. Alle meine Vorhaben für die nächste Zeit sind derzeit unsicher. Ich kann im Moment auch keine neuen Pläne machen, denn niemand weiss, wie lange COVID uns weiter einschränken wird. Es bleibt auch mir nichts anderes übrig, als mit diesem Virus leben zu lernen. Wie immer versuche ich, aus der Situation das Beste zu machen. 
 
Welche Folgen hätte eine Infektion für Dich?
Ich weiss nicht, welche gesundheitlichen Folgen eine Ansteckung für mich hätte. Aber mit Sicherheit hätte eine Infektion massive Konsequenzen für mich und mein Umfeld. Normalerweise bin in der Lage, mich selber zu pflegen. Wenn ich aber erkranken würde, wäre ich auf Hilfe angewiesen. Meine Mutter, die mich täglich unterstützt, ist aufgrund ihres Alters jedoch selber im Risikobereich. Ihre Hilfe könnte ich bei einer Infektion also nicht in Anspruch nehmen. Auch ist es für mich aufgrund meiner Behinderung viel beschwerlicher, nach einer Erkrankung «wieder auf die Beine zu kommen». 
 
Wie kommst Du mit der Isolation zurecht?
Anfänglich war die Isolation sehr belastend. Ich habe alle Interviewtermine abgesagt, auch meine Projekte für das nächste Jahr sind unsicher. So plötzlich von 100 auf 0 herunterzufahren, war schon heftig. Am meisten vermisse ich meine Arbeit. Ich habe mehrmals mit mir gekämpft, weil es mir nicht gut ging, und mich selber wieder aufgefangen. Glücklicherweise muss ich nicht um meine finanzielle Existenz kämpfen, dies ist ein Privileg. Es ist die Musik und immer wieder eine Prise Humor, dir mir helfen, mit dieser Situation umzugehen. Im Moment habe ich nur zu meiner Mutter und der Physiotherapeutin Kontakt. Als Spastiker bin ich vor allem in der kalten Jahreszeit auf die Physiotherapie angewiesen, ansonsten meine Beweglichkeit verloren geht und ich Schmerzen bekomme. 
 
Wie gehst Du mit der Angst um?
Vor zwei Monaten ist mein Grossvater an COVID verstorben. Und bereits im Frühling ist jemand aus meinem engen Umfeld gestorben. Der Tod relativiert so einiges. Wenn du deine eigene Sterblichkeit akzeptieren kannst, verändert sich auch der Umgang mit der Angst. Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod. Meine Nahtoderfahrung hat meine Einstellung gegenüber dem Sterben verändert. Es kann alles sehr schnell gehen und plötzlich endet man in einem «Chübeli». Wir sollten uns deshalb stets vor Augen halten, dass unser Leben endlich ist. Deshalb stelle ich mir im Alltag immer wieder die Frage, ob ich meine Energie in Sorgen investieren oder in dieser Zeit nicht lieber das Leben geniessen will. Letzten Endes sind doch alle Probleme irgendwie lösbar. 
 
Weshalb ist der Tod Deines Erachtens ein Tabuthema?
Es ist die Angst vor dem Ungewissen, die Sterben zu einem Tabu macht. Weiss doch niemand, was uns nach dem Tod erwartet. Ich kenne zudem einige, die sich auf dem Totenbett gefragt haben, ob das alles war. Zeit ihres Lebens haben sie nur funktioniert und ihr Leben nie geniessen können. Ich hingegen möchte ein Leben, das mich erfüllt. Meine Leidenschaft ist das Gespräch, deshalb führe ich gerne Interviews mit anderen Menschen. Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen. Auch wenn es vor allem in dieser Zeit nicht immer einfach ist, werde ich diesen Weg auch in Zukunft weitergehen. 
 
Was tust Du für Dein Wohlbefinden während der Selbstisolation?
Ich schaue gut zu mir. Auch geht es nicht immer darum, etwas zu tun, sondern einfach mal zu sein. Ich denke oft über meine Projekte nach und komme so auf neue Ideen. Mit meinem Umfeld bleibe ich auf digitale Weise in Kontakt. Ausserdem verbringe ich viel Zeit mit Musik, Hörbüchern, guten Filmen und Online-Schachspiel. Nachrichten konsumiere ich im Moment nur wenig, weil diese mich verunsichern. Wir werden tagtäglich mit so vielen Informationen überschwemmt, die sich teilweise widersprechen und uns verwirren. Wie sollen wir herausfinden, was wirklich der Wahrheit entspricht? Dieser «Overload» an Informationen aus den Medien verängstigt viele Menschen derzeit. 
 
Wie gelingt es Dir, zuversichtlich zu bleiben?
Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich gut mit Krisensituationen umgehen, weil ich ohnehin keinen genormten Zugang zur Gesellschaft habe. Ich bin auf den Rollstuhl angewiesen, während andere Menschen schon Mühe haben, eine Maske zu tragen. Menschen mit einer Behinderung sind oft krisenresistenter und auch kompromissfähiger, weil wir in allen Lebensbereichen flexibel sein müssen. Ansonsten könnten wir gar nicht Teil dieser Gesellschaft sein. Aber auch mir geht es manchmal schlecht, dann lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf. Mal wüte ich, mal weine ich - aber dann lache ich auch wieder. Wir alle stehen am Steuer unseres Schiffs und können selber entscheiden, was wir aus unserem Leben machen. Wir haben es in der Hand, die Dinge zu akzeptieren oder gegen alles anzukämpfen. Ich habe gelernt, mein Leben so anzunehmen, wie es ist, und das Beste daraus zu machen. Denn die Welt dreht sich immer weiter, auch wenn ich mich dagegen wehre.
 
Was macht für Dich ein erfülltes Leben aus?
Ein erfülltes Leben bedeutet für mich, mich selber zu sein und gut für mich zu sorgen. Zudem ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren, sich zu fördern aber auch zu fordern. Ich versuche nicht zu viel nachzudenken, sondern aktiv zu werden. Ich kann aber auch Zeiten der Langeweile geniessen. Diese ist ein schöpferischer Zustand und schenkt mir immer wieder neue Ideen. Die Langeweile ist zu Unrecht negativ behaftet. Oft überflutet uns der Alltag, aber dürfen wir nicht auch einmal im Zustand der Ebbe leben? Ich glaube, dass viele Menschen die Langeweile nicht aushalten, weil sie Angst vor dem Nachdenken haben. Sie sind immer im Handeln und gehen dem Nichtstun aus dem Weg. So liegt so vieles in ihrem Leben brach, das wichtig wäre. 
 
Jahn, bist Du glücklich?
Ja, das bin ich. 
 
Herzlichen Dank lieber Jahn für das inspirierende Gespräch!
 
Cornelia Hotz
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<![CDATA[ENTSCHLEUNIGUNG]]>Fri, 02 Oct 2020 07:06:08 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/entschleunigung
ENTSCHLEUNIGUNG - WAS UNS ACHTSAMES INNEHALTEN BRINGT

GASTINTERVIEW MIT STEFAN POTH

Irgendwann werden wir alle nur noch eine Geschichte sein. Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Ihnen Ihre gefallen wird? Werden Sie am Ende der Überzeugung sein, dass Sie ein gutes Leben gelebt haben? Oder werden Sie zu den Menschen gehören, die mit ihrem Schicksal hadern und sich um ihre Träume betrogen fühlen?

Wir kommen nicht umhin, uns irgendwann mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Meistens sind wir aber in der Hektik des Alltags gefangen. Und während wir pausenlos beschäftigt sind, verdrängen wir die Frage, ob das Leben, das wir leben, wirklich unser Leben ist. Womöglich realisieren wir erst zu spät, was wir alles verpasst haben. Sich mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen und die richtigen Antworten darauf zu finden, braucht Raum und Zeit. 

Was Entschleunigung für ein gelingendes Leben bedeutet, erzählt uns Stefan Poth im folgenden Interview. Seit über 20 Jahren ist er als selbständiger Unternehmer, Headhunter, Dozent sowie als Coach tätig. Nach einem schweren Verkehrsunfall, bei dem er lebensgefährlich verletzt worden war und seinen Unterschenkel verloren hatte, kämpfte er sich mühsam ins Leben zurück. Diese Erfahrung lehrte ihn Entschleunigung und schärfte seinen Blick auf das Leben. Seither begleitet er Menschen in beruflichen wie auch privaten Veränderungsprozessen.


Welchen Einfluss hat Entschleunigung auf unser Wohlbefinden?
Entschleunigung hat eine zentrale Bedeutung. Auch in der Formel 1 gewinnt niemand ein Rennen, wenn er die ganze Zeit nur Vollgas gibt. Leere Tanks, abgefahrene Reifen oder sonstige Schäden wären das Resultat. Wie im Motorsport entscheiden auch in unserem Leben gut gewählte «Boxenstopps» das Rennen. Leider leben jedoch die meisten von uns fremdgesteuert. Sie lassen sich von gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Verpflichtungen einschränken, sind von ihrem Streben nach Erfolg getrieben und eilen von Pendenz zu Pendenz. Auch die Freizeit wird in der Agenda verplant. Gemäss einer Studie des Neurobiologen Bernd Hufnagl können sich über 95 Prozent der Menschen nicht mehr entspannen, wenn man ihnen Zeit zum Nichtstun gibt. Doch nur wenn wir regelmässig einen «Boxenstopp» einlegen und achtsam innehalten, erfahren wir, ob wir auf dem richtigen Weg sind. 
 
Dein Unfall hat Dich vor Jahren zur Entschleunigung gezwungen. Inwiefern hat dieser Schicksalsschlag Dein Leben verändert?
Der Unfall war trotz aller Widrigkeiten ein Geschenk. Durch ihn habe ich erfahren, dass das Leben innert Sekunden vorbei sein kann. Sicherheit ist eine Illusion. Wir können noch so vorsichtig leben. Wenn es passieren muss, passiert es einfach. Denn das Schicksal nimmt keine Rücksicht darauf, wie wir uns das Leben ursprünglich erträumt haben. Und jeder wird irgendwann in seinem Leben vom Schicksal getroffen. Doch es sind genau diese Ereignisse, welche wir gemeinhin als «Unglück» bezeichnen, die unser Leben ausmachen. Sie lehren uns, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Sie zeigen uns, dass nur der jetzige Augenblick zählt, weil im nächsten Moment schon alles vorbei sein kann. Seit meinem Unfall nehme ich das Leben intensiver und positiver, aber auch gelassener und sensibler wahr. Ich gehe mit einer «engagierten Gelassenheit» durchs Leben, ein Begriff, der im Zen-Buddhismus verwendet wird.
 
Wie ist es Dir gelungen, während Deiner langwierigen Genesung die Zuversicht zu bewahren?
Über meine Resilienz habe ich mir viele Gedanken gemacht. Als Kämpfernatur und Optimist bringe ich sicherlich schon eine gute Ausgangslage mit. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass die Widerstandsfähigkeit eines Menschen erst in einer Krisensituation zum Tragen kommt. Ich habe schon oft erlebt, dass vermeintlich starke Persönlichkeiten unter extremem Druck zusammenbrachen, während andere, die vorher im Hintergrund verblassten, plötzlich zu Helden wurden. Natürlich spielt auch das persönliche Umfeld eine wichtige Rolle. Erst wenn man «hilflos» ist und niemandem mehr von Nutzen sein kann, lernt man seine wahren Freunde kennen. Glücklicherweise standen mir meine Familie und meine guten Freunde damals zur Seite. Dies gab mir Kraft und half mir, den Glauben an eine gute Zukunft zu bewahren. 

Doch der allerwichtigste Faktor ist die eigene Haltung. Bei jeder Krise, bei der man buchstäblich am Boden liegt, muss man sich irgendwann entscheiden. Will ich liegen bleiben oder wieder aufstehen? Diese Entscheidung musste auch ich treffen. Ein unschuldiges Verkehrsopfer zu bleiben und sich fortan im eigenen Elend zu suhlen, hätte durchaus Vorteile gehabt und wäre vielleicht sogar der einfachere Weg gewesen. Doch ich wollte unbedingt wieder auf die Beine kommen, auch wenn ich nur noch eines davon hatte. Diese Entscheidung fällte ich im härtesten Moment, denn nach drei Wochen Spitalaufenthalt war ich körperlich wie auch emotional auf dem Tiefpunkt. Doch genau in diesem Augenblick, als ich vollkommen am Boden war, war mein Fall zu Ende. Der Boden gab mir den nötigen Halt, um wieder aufstehen zu können. 
 
Gibt es Momente, in denen Du mit Deinem Schicksal haderst?
Nach meinen Erfahrungen liegt in der Akzeptanz der Schlüssel zur Zufriedenheit. Erst als ich akzeptieren konnte, dass ich nur noch ein Bein habe und dies für den Rest meines Lebens so sein wird, setzte ich mich positiv mit meiner Situation auseinander. Die körperlichen Schmerzen, dazu zähle ich auch die sogenannten Phantomschmerzen, waren enorm. Anfangs habe ich dagegen angekämpft. Morphium und andere starke Schmerzmittel haben jedoch gegen den Phantomschmerz keine Wirkung gezeigt. Nur dank einer mentalen Schmerztherapie konnte ich die Schmerzen annehmen. Die Erkenntnis, dass der Schmerz «nur» im Kopf stattfindet, linderte ihn. Heute nehme ich an, was ich persönlich nicht ändern kann. Das gibt mir die nötige Gelassenheit, die ich für mein Leben brauche. 
 
Was macht für Dich ein erfülltes Leben aus?
Erfüllung ist für mich die Freiheit, Dinge zu tun, die mir Freude bereiten, und das Leben zu geniessen. Ich versuche, so oft wie möglich im Moment zu leben und das Positive zu sehen. Dies bedeutet aber nicht, dass ich Probleme oder Ungerechtigkeiten in meinem Umfeld und auf dieser Welt ausblende. Solche Widrigkeiten gehören zu unserem Leben dazu. Ich versuche aber, ihre Bedeutung zu relativieren. Neulich diskutierte ich mit einer Bekannten über Gartenarbeit. Als wir auf Unkraut zu sprechen kamen, fragte sie mich, wie ich Pflanzen, die doch auch ihre Daseinsberechtigung hätten, als unnötig bezeichnen könne. Ich musste lange über dieses Gespräch nachdenken. Wer sagt uns denn, was lieb und was böse ist? Es sind nur unsere Moralvorstellungen, nach denen wir Ereignisse in unserem Leben als gut oder schlecht einordnen. Solche Geschehnisse weniger zu bewerten, sondern sie als zum Leben gehörend anzunehmen, macht das Leben für mich erfüllter. 
 
Wie unterstützt Du andere Menschen bei der Entschleunigung?
Neben meiner Tätigkeit als Persönlichkeitscoach biete ich gemeinsam mit Markus Langenegger «Zeitinseln» zur Entschleunigung in der freien Natur an (www.funkenfeuer.ch). Die offenen Gespräche finden einmal pro Monat abends im Wald am Feuer statt. Mit Funkenfeuer schaffen wir einen Raum, der es Menschen erlaubt, bewusst auf ihr Leben zu schauen. Es ist wesentlich einfacher, persönliche Dinge bei Dunkelheit am Feuer auszusprechen als im gewohnten Umfeld. Am Feuer kann man sich der eigenen Wahrheit annähern. Und manchen gelingt es sogar, bei diesen Treffen ein inneres Feuer zu entfachen, welches sie nie zuvor gespürt haben. Mit Funkenfeuer führen wir Menschen in die Entschleunigung und verhelfen ihnen zu schöpferischem Nichtstun, damit sie nachher aus einer engagierten Gelassenheit heraus ihr Leben in die Hand nehmen.
 
Und zum Schluss noch eine Frage: Bist Du glücklich?
Das Glück weilt jeweils für kurze Momente bei mir, während ich Zufriedenheit als einen dauerhaften Gemütszustand anstrebe. Aktuell fühle ich mich glücklich und zufrieden.

Herzlichen Dank lieber Stefan für das inspirierende Interview!

Cornelia Hotz


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<![CDATA[DIE MACHT UNSERER GEDANKEN!]]>Thu, 20 Aug 2020 08:26:50 GMThttps://corneliahotz.ch/blog/die-macht-unserer-gedankenWussten Sie, dass täglich rund 70'000 Gedanken durch Ihren Kopf schwirren?
Den grössten Teil unserer Gedanken hatten wir nicht nur heute schon mehrmals, sondern bereits gestern und vorgestern. Viele Gedanken sind seit unserer Kindheit unsere treuen Begleiter und bestimmen als fixe Glaubensmuster unsere Gegenwart. 
Solange wir leben, denken wir! Und wenn wir unseren Geist einmal zur Ruhe bringen wollen, denken wir darüber nach, wie es uns wohl gelingen könnte, nichts zu denken.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihre Gedanken gemacht?Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Sie über sich und die Welt denken und welchen Einfluss Ihre Gedanken auf Ihr Leben haben? Wissenschaftliche Studien aus der Positiven Psychologie haben gezeigt, dass weder unsere genetische Veranlagung noch unsere Lebensumstände zur Hauptsache für unser emotionales Wohlbefinden verantwortlich sind, sondern in erster Linie unser Denken und Handeln. Was wir über unser Leben denken und wie wir uns verhalten, macht sogar 50% unserer persönlichen Lebenszufriedenheit aus. Die Aneignung positiver Denkmuster bewirkt bei jedem Menschen erwiesenermassen eine Erhöhung seines persönlichen Wohlbefindens. 

Ihr Mindset ist der bedeutsamste Faktor für Ihr persönliches Glück!
Unser Denken nimmt nicht nur Einfluss auf unser Handeln und unsere Gefühle, sondern auch auf unsere Gesundheit, denn das Gehirn kommuniziert ständig mit jeder Zelle unseres Körpers. Wie wir über unser Leben denken, welche Bedeutung wir bestimmten Ereignissen in der Vergangenheit zumessen und mit welcher Einstellung wir unserer Zukunft entgegenblicken, beeinflusst unser Wohlbefinden nachhaltig. Denn schlechte Gefühle entstehen nicht durch äussere Gegebenheiten als solche, sondern ergeben sich erst aus unserer gedanklichen Beurteilung dieser Ereignisse. Und genau das, was wir über uns oder eine bestimmte Situation denken, können wir verändern, auch wenn wir auf die äusseren Umstände oft keinen Einfluss haben. Wenn es uns gelingt, uns mit der Vergangenheit zu versöhnen, uns in der Gegenwart auf das Gute im Leben zu fokussieren und unsere Zuversicht für die Zukunft zu bewahren, sind wir glücklicher und widerstandsfähiger.

Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Gedanken!
Durch unsere Art zu denken können wir unser ganzes Leben lang Einfluss auf unsere Persönlichkeit und unser Leben nehmen. Denn wir können jeden Tag von Neuem entscheiden, wer wir sind und wer wir sein wollen. Ein positives Mindset zu entwickeln, schaffen wir jedoch nicht von heute auf morgen. Wie unser Körper regelmässig Bewegung braucht, um gesund zu bleiben, muss auch unser Geist täglich aufs Neue ein positives Mindset trainieren. Bleiben Sie dran, es lohnt sich!

Cornelia Hotz
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